Wenn die Zeiger sich andersrum drehen: Adventskonzert am Stromberg-Gymnasium

Verschiedene Ensembles sorgen mit einem musikalischen Punsch aus vertrauten und weniger geläufigen Klängen für vorzügliche vorweihnachtliche Stimmung

Es ist die Zeit im Jahr, zu der an jeder Ecke „Last Christmas“, „Feliz Navidad“ oder „Jingle Bells“ ertönt. Die häufige Wiederholung der vertrauten Weisen im Dezember führt bei manch einem dazu, dass er sich – wie nach dem Genuss einer großen Menge Weihnachtsplätzchen – ein wenig übersättigt fühlt. Indes: Die vertrauten Klänge bewirken auch, dass sich sofort weihnachtliche Stimmung einstellt. Zumal, wenn sie in einem festlich-feierlichen Rahmen mit viel Herzblut und Engagement dargeboten werden und sich mit weniger geläufigem Liedgut zu einem einzigartigen Erlebnis verbinden, das dem Gehör schmeichelt wie ein Glas Punsch dem Gaumen. Genauso war es, als das Stromberg-Gymnasium seine Pforten kürzlich für das alljährliche Adventskonzert öffnete.

Für den stimmungsvollen Auftakt sorgte wie immer der Chor der fünften Klassen, in diesem Jahr unter Leitung der Musiklehrkräfte Barbara Hartmann, Thorsten Hohensee und Patrick Stein. Gleich mit ihrem ersten Beitrag machten die Jüngsten am Stromberg-Gymnasium deutlich, dass dem Publikum ein kurzweiliger Abend bevorstand: „Wenn Traumflieger fliegen, kann es gescheh’n, dass die Zeiger der Uhren sich andersrum dreh’n“ , heißt es in dem Lied „Traumflieger“ aus dem Musical „Drei Wünsche frei“. Beim zweiten Musikstück, „Advent ist ein Leuchten“, unterstrich das Leuchten in den Augen der Kinder ihre Freude am ersten Auftritt vor der gesamten Schulgemeinschaft. In den Kanon „Come and blow, winter wind“ stimmten die Mitschülerinnen und Mitschüler, Eltern, Großeltern, Geschwister und Lehrerinnen und Lehrer schließlich beherzt ein und verliehen dem Wunsch Ausdruck, das Weihnachtswetter möge dieses Jahr möglichst winterlich ausfallen. Soey Alvermann und Julia Schattka (beide 8c) veredelten die musikalische Premiere der Fünftklässlerinnen und Fünftklässler mit ihrer einfühlsamen Begleitung an der Querflöte, während Micha Maier (10a) am Schlagzeug für den richtigen Groove sorgte.

Als das Orchester, dirigiert von Thorsten Hohensee, zu seinem ersten Beitrag anhob, mochte sich mancher Zuhörer ein paar Takte lang gefragt haben, ob nun gleich Thomas Gottschalk mit den Worten „Topp, die Wette gilt“ auf der Bühne erscheinen würde: Es erklang das Präludium zum „Te deum“ von Marc-Antoine Charpentier, dessen erste Takte auch als „Eurovisionsfanfare“ bekannt sind. Nachdem das Publikum das Musikstück – sicher größtenteils zum ersten Mal – in voller Länge gehört hatte, durfte es entspannt aufatmen. Was folgte, war nämlich keine Saalwette. Es war vielmehr eine äußerst lebendige und  beschwingte Darbietung der beiden Klassiker „We wish you a merry Christmas“ und „Jingle Bells“, die sich mit dem besinnlichen englischen Weihnachtslied „We Three Kings“ sowie dem „Christmas Rock“ abwechselten. Mit der mitreißenden Interpretation des „Christmas Rock“ bewiesen die Musizierenden eindrucksvoll, dass sich orchestrale und rockige Klänge hervorragend kombinieren lassen.

Eine große Bandbreite aus unterschiedlichen weihnachtlichen Klängen – mal bestens bekannt, mal fürs Publikum eher neu – bot auch der Singtreff der Klassen fünf und sechs. Angeleitet von Carmen Förnzler beschworen die Schülerinnen und Schüler der Unterstufe den „Lichteradvent“ mit einem Musikstück aus der Feder des zeitgenössischen Komponisten Peter Schindler. Es schloss sich das mit Inbrunst dargebotene Spiritual „Somebody’s knocking at your door“ an, das seinen Ursprung zu Beginn des 19. Jahrhunderts auf Plantagen im Süden der USA hatte. Als der Klassiker „Feliz Navidad“ von José Feliciano erklang, machten sich in der Aula des Stromberg-Gymnasiums Fröhlichkeit und Vorfreude auf die Feiertage bemerkbar. Choreographische Elemente lockerten die Liedbeiträge auf, einige der Schülerinnen und Schüler wagten sich sogar mit Soli ans Mikrophon und stellten ihr Können unter Beweis. Ida Fritsch (Altsaxofon), Emilia Kopp (Violine) sowie Anni Böpple und Sehyun Kim (beide Klavier), die allesamt das Leistungsfach Musik in der Jahrgangsstufe eins belegen, rundeten mit ihrer so routinierten wie engagierten Begleitung die Darbietung ab.

Bevor das Publikum bei dem englischen Kanon „Ding Dong Bells“ noch einmal einstimmen durfte, wurde die Stimmung erneut andächtig, ja geradezu ehrfürchtig: Mit seiner virtuosen Darbietung eines der Nocturnes von Frédéric Chopin auf dem Klavier wurde Sehyun Kim (Jahrgangsstufe eins) dem Anspruch des großen polnischen Meisters, die Ausdrucksmöglichkeiten des menschlichen Kunstgesangs auf das Klavierspiel zu übertragen, in vollem Umfang gerecht.

Die Aufgabe, die vorweihnachtliche Stimmung ihrem Höhepunkt zuzuführen, fiel tradtionell der Big Band zu. Mit ihrer kraftvollen und launigen Interpretation der weihnachtlichen Evergreens „Let it snow! Let it snow! Let it snow!“ und „Winter Wonderland“ bekräftigte das Ensemble unter Leitung von Patrick Stein den Wunsch nach einer – endlich wieder einmal – weißen Weihnacht. Mit dem „Nutcracker Swing“ von Pjotr Iljitsch Tschaikowski bewies die Combo, dass ihr Sound auch hervorragend zu klassischen Kompositionen passt. Akzente setzten einzelne Musizierende und Instrumentengruppen, die mit Soloparts pointiert hervortraten, um sich sogleich wieder harmonisch einzufügen. Und hätten noch Zweifel daran bestanden, dass die Big Band in der Schulgemeinschaft völlig zu Recht auf eine große Fangemeinde verweisen kann, deren Angehörige sich nie einen ihrer Auftritte entgehen lassen würden, so hätte sie diese Zweifel spätestens bei „Here comes Santa Claus“ ausgeräumt.

Voll des Lobes war auch der stellvertretende Schulleiter Roland Wirth angesichts der Vielfalt an Darbietungen der unterschiedlichen Ensembles: „Ihr habt schöne, festliche Stimmung in unsere Schule einziehen lassen. Ihr habt uns ein richtig wunderbares Konzert beschert“, würdigte er die Leistung aller Beteiligten in seinem Schlusswort. Sollte auf dem Heimweg jemand ein Gefühl der Übersättigung gespürt haben, dann höchstens, weil in der Pause angesichts der köstlichen Bewirtung durch die Klassenstufe sechs die Augen möglicherweise größer als der Magen gewesen waren. Alle anderen dürften ob des hervorragend kredenzten, bekömmlichen musikalischen Punschs aus bekannten und weniger vertrauten Klängen in vorzüglicher weihnachtlicher Stimmung zu Hause angekommen sein. 

  Bericht: Sy, Fotos: Er