Magisches und Traumhaftes zum Schuljahresende

Zwei Theaterensembles führen Klassiker der englischen Literatur auf

In einer Zeit im Schuljahr, die vor allem von schnöden Zahlen und Zeugnissen geprägt ist, tut ein Ausflug in magische Welten richtig gut. An einem der letzten Abende vor den Sommerferien entführten gleich zwei Theatergruppen des Stromberg-Gymnasiums, unterstützt vom Musikensemble der Schule, ihr Publikum in eine Welt voller zauberhafter Wesen und wundersamer Ereignisse.

Den Anfang machte die Theatergruppe für die Klassenstufen 7 bis 10, die sich im Rahmen des Differenzierungsangebots unter Leitung von Frau Bartl zusammengefunden hatte. Die Gruppe hatte den Klassiker „Alice im Wunderland“ in einer selbst adaptierten Fassung einstudiert. Alice, ein Mädchen mit blühender Fantasie, die aber von ihrer großen Schwester geringgeschätzt wird, flüchtet sich in eine Traumwelt, in der sie auf allerlei skurrile Gestalten trifft: Dazu gehört eine Gruppe aus personifizierten Blumen – Rose, Sonnenblume, Veilchen, Gänseblümchen, Vergissmeinnicht –, von der sie aber als Vertreterin der Gattung Mensch abgelehnt wird. Nach einer leicht irritierenden Begegnung mit der „Grinsekatze“ läuft es besser für Alice: Mit dem Hutmacher, dem Märzhasen und dem von seiner Ehefrau genervten Karl darf sie gemeinsam eine Teeparty zum „Nichtgeburtstag“ feiern. Eine Begegnung mit Karls eifersüchtiger Gattin – keiner Geringeren als der „Königin“ – kostet Alice buchstäblich fast den Kopf. Schließlich entgeht sie aber ihrer drohenden Enthauptung nach einer durch und durch haarsträubenden Gerichtsverhandlung, da sich die Königin zum „Nichtgeburtstag“ wünscht, „dass diese Alice-Göre nie hergekommen wäre“. Alice wacht daraufhin wieder am Ausgangspunkt ihres Abenteuers auf: im Garten neben ihrer Schwester.

In der Rolle der Alice stellte Amira-Lina La Malfa (7c) alle Gefühlsregungen zwischen Faszination, Abscheu und Angst sehr überzeugend dar, während Beatrice Lorch (10c) sowohl als zickig-launische Königin als auch als Rose im Blumengarten brillierte. Mirco Lorch (7b) lieferte als Darsteller der „Grinsekatze“ und des Kaninchens eine so punktgenaue Darbietung ab, als wären ihm die beiden Rollen direkt auf den Leib geschrieben worden. Ebenso eindrucksvoll verkörperten die weiteren Darstellerinnen und Darsteller Leonie Eschen (8b), Emily Bukacek (9b), Ana Janeva (9c), Lilli Schuster (10c) und Jovin Besserer (10c) die ihnen zugedachten Figuren. Sarah-Marie Röder (10c) hatte sich sehr engagiert in die Regiearbeit eingebracht und hätte als Souffleuse bei eventuellen Texthängern stets das benötigte Stichwort parat gehabt, wäre es denn nötig gewesen.

Eine passende musikalische Umrahmung hatte das Musikensemble unter Leitung von Frau Hartmann vorbereitet. Maylin Wahl (Gitarre, 7b), Asya Yilmaz (Klavier, 7b), Thomas Hölzel (Violoncello, 7c), Ellen Röser (Fagott, 10c) und Madita Sautter (Violine, J1) spielten als Eingangsstück in die Zauberwelt Ausschnitte aus Hans Zimmers Filmmusik „First Steps“. Hinzu kamen eine Eigenkomposition von Thomas Hölzel für Cello solo, passend zur Teeparty-Szene die traditionelle irische Volksweise „Forgotten Highland“, eine „Romantische Melodie“ für Gitarre solo und als dramatisches Musikstück bei der Gerichtsverhandlung das virtuose Klavierstück „Rush E“. 

Das zweite Theaterensemble des Abends hatte im zurückliegenden Schulhalbjahr, angeleitet von Frau Schaaf und Herrn Schüly, innerhalb der Differenzierung für die Klassen 7 und 8 eine gekürzte und sprachlich etwas vereinfachte Fassung des Dramas „A Midsummer Night’s Dream“ von William Shakespeare auf Englisch geprobt, eines Stückes voller Irrungen und Wirrungen: Im Mittelpunkt stehen die vier jungen Adeligen Hermia, Lysander, Helena und Demetrius. Während Hermias Vater Egeus sich Demetrius als Schwiegersohn wünscht, ist seine Tochter in Lysander verliebt und er ihn sie. Demetrius, der die ihm zugedachte Hermia ebenfalls vergöttert, wird seinerseits von der resoluten und intriganten Helena verfolgt. Egeus bittet den Herzog von Athen, ein Machtwort zu sprechen. Hermia und Lysander verabreden sich daraufhin zur Flucht und weihen Helena in ihre Pläne ein. Sie plaudert diese indes an Demetrius aus, um sich bei ihm beliebt zu machen. Bald irren die vier jungen Aristokraten desorientiert durch einen Wald in der Nähe von Athen. Dort ist eine Theatergruppe aus Handwerkern damit beschäftigt, ein Theaterstück zu proben, um es bei Hofe aufzuführen – obwohl die rechtschaffenen Arbeiter in den darstellenden Künsten gänzlich unerfahren sind. 

Der Elfenkönig Oberon, der mit seiner Gattin Titania im Clinch liegt, befiehlt seinem frechen Diener Puck, ein Zauberkraut zu besorgen. Es soll bewirken, dass derjenige, dessen Augen es im Schlaf berührt, sich unsterblich in die erste Person verliebt, derer er nach seinem Erwachen ansichtig wird. Puck besorgt das Kraut, verwechselt aber die beiden jungen Athener und behandelt Lysander damit, der sich nach dem Aufwachen prompt in Helena verliebt. Um sich an seiner Gattin zu rächen, benetzt Oberon auch die Augen von Titania mit dem Kraut. Sie kann diese von nun nicht mehr vom Handwerker Bottom abwenden, den Puck zuvor aus purer Lust am Schabernack in einen Esel verwandelt hat. 

Schlussendlich bringen Oberon und Puck aber wieder Ordnung in das von ihnen angerichtete Chaos. Am Ende des Dramas steht einer Hochzeit zwischen Hermia und Lysander sowie Helena und Demetrius nichts mehr im Wege. 

Angesichts der stattlichen Zahl an Charakteren übernahmen mehrere Darsteller gleich zwei Rollen: So gab Robin Deichmann (7b) nicht nur verschmitzt den rachsüchtigen Oberon, sondern ließ auch erkennen, dass er Freude an seiner Zweitrolle als autoritärer Herzog von Athen hatte. Elise Meinholdt (7d) hatte erkennbar Spaß daran, in die Rolle des koboldigen Puck zu schlüpfen, bestach aber auch als wutentbrannter Egeus (Hermias Vater). In dem übermäßig motivierten Handwerker Bottom hatte Fynn Jordan (7d) seine Paraderolle gefunden, während Felix Kerres (7b) als Handwerker Quince seine Verärgerung über Bottoms Übereifer glaubhaft zum Ausdruck brachte. 

Bernadette Sautter (7a) als Hermia, Maylin Wahl (7b) als Lysander, Lisa Ganze (7a) als Helena und Marie Schyma (7d) als Demetrius spielten die jungen, verliebten Aristokraten mit Bravour, ebenso hervorragend machte Alma Aljairoudi (7a) ihre Sache als Elfenkönigin Titania und als Handwerker Starveling. Besonders hervorzuheben sind die außergewöhnlichen Leistungen von Julia Schattka (7a), welche die Rolle des Handwerkers Snug erst am Vortag übernommen hatte, sowie von Pharell Moukam Ngangoue, der erst wenige Stunden zuvor als Handwerker Flute eingesprungen war. 

Dem Schlussmonolog Pucks, der im Folgenden auf Deutsch wiedergegeben wird, ist kaum etwas hinzuzufügen: „Wenn wir Schatten euch beleidigt, / O so glaubt – und wohl verteidigt / Sind wir dann – : ihr alle schier / Habet nur geschlummert hier / Und geschaut in Nachtgesichten / Eures eignen Hirnes Dichten.“ 

Schläfrig oder gar beleidigt wirkte indes keiner der Anwesenden am Ende der beiden Darbietungen, im Gengenteil: Die jungen Darstellerinnen und Darsteller aus der Unter- und Mittelstufe erhielten von ihren Eltern, Großeltern, Geschwistern und Freunden zu Recht viel Lob für ihre schauspielerischen Leistungen. Der Theaterabend war somit ein voller Erfolg. 

Bericht und Fotos: Sy