Märchen und Sonne im Vergnügungspark

Deutsch-französische Schülerbegegnung beim Märchentag im Europapark 

„Conte et raconte encore – Erzähl, und erzähl noch einmal!“, so schallte es bereits morgens auf Deutsch und Französisch im Europapark durch die Lautsprecher des dortigen Freilufttheaters, wo sich bei sonnigem Sommerwetter mehrere Klassen unterschiedlicher Altersstufen zu einer märchenhaften Schülerbegegnung getroffen hatten. Und das Thema Märchen war es auch, das an diesem Tag sowie während der Vorbereitungen darauf im Vordergrund stand. Eingeladen hatte dazu die Académie de Strasbourg in Zusammenarbeit mit dem Europapark und der Stiftung Märchenland EuZfMK e.V., die die Vaihinger Schülergruppe auch finanziell durch die Übernahme der Fahrtkosten unterstützt hatte. 

Die Vaihinger Projektteilnehmenden beim Präsentieren ihrer Projektbeiträge auf Französisch.

Die am Projekt beteiligten Grundschulklassen hatten hierfür Märchen wie die Bremer Stadtmusikanten szenisch umgesetzt und mit großen tierischen Würfeln auch einen passenden bildlichen Rahmen gestaltet. Die teilnehmenden Schülergruppen des Sekundarbereichs aus Truchtersheim und Vaihingen an der Enz näherten sich dem Thema mit Hilfe von selbst geschriebenen Podcasts und Schülerumfragen und stellten bei ihrer Arbeit im Rahmen des schulischen Differenzierungskonzepts der Klassenstufen 9 und 10 schnell fest, dass sich die traditionellen Märchenplots mitsamt ihrer Moral sehr gut auch ins Hier und Heute umsetzen lassen. 

Prompt wurde daher in einer Gruppe aus Hans im Glück („Jean le Chanceux“) eine weibliche Protagonistin namens Janne, der gestiefelte Kater („Le Chat botté“) der zweiten Schülerteams war mit dem E-Scooter unterwegs und tauchte finanziell äußerst erfolgreich in die Welt der Videospiele ein, und auf das Rotkäppchen („Le Chaperon rouge“) lauerte im dritten Podcast Gefahr nicht im dunklen Wald, sondern in der Vaihinger Grabenstraße. Eine kleine Umfrage unter ihren Mitschülern hatte eine vierte Vaihinger Gruppe erstellt und dabei die Erkenntnis gewonnen, dass Märchen sehr wohl noch heute unter Jugendlichen bekannt sind und geschätzt werden und ihre Botschaften bis heute Relevanz besitzen. 

Die SchülerInnen aus Truchtersheim und Vaihingen an der Enz bei der deutsch-französischen Märchenrallye im Grimmschen Märchenwald.

Einen Überblick über ihre selbst erstellten Produkte, die der Partnerklasse im Vorfeld im gruppeninternen Digipad präsentiert worden waren, gaben die Vaihinger Jugendlichen bei der gemeinsamen Auftaktveranstaltung auch den übrigen Anwesenden – unter anderem Europaparkchefin Miriam Mack höchstpersönlich – und berichteten dabei gekonnt in der Fremdsprache. Darüber hinaus standen mehrere gemeinsame Lieder zum Thema Märchen auf dem Programm sowie das Erkunden des Grimmschen Märchenwalds in deutsch-französischen Gruppen mit Hilfe einer interaktiven Rallye. Nicht nur Wissen und fremdsprachliche Kenntnisse im Themenbereich der Märchen waren hier gefragt, sondern besonders auch eigene Ideen sowie die Fähigkeit, mit anderen im Team zusammen zu arbeiten, wenn es beispielsweise darum ging, eine Szene eines Märchens nachzustellen, unterschiedliche Märchenbegriffe zu einem ausgewählten Buchstaben zu finden, die Gesamtanzahl der dargestellten Märchen zu ermitteln oder das Lieblingsmärchen der Gruppe auszuwählen und zu begründen. 

Gruppenbild aller Projektteilnehmenden am Märchentag mit Frau Mack.

Dass Märchen so nicht nur von Generation zu Generation weitergegeben werden, sondern als verbindendes Element in unterschiedlichen Kulturen erlebt und umgesetzt werden können, erlebten die Jugendlichen an diesem Tag somit eindrücklich und auf vielfältige Weise. Die Zielsetzung des Projekts, länderübergreifende Begegnungen unter einem gemeinschaftlichen Motto zu ermöglichen und dabei Vorurteile abzubauen, bildete auch für Miriam Mack den Anlass, die Veranstaltung zu unterstützen, wie sie in ihrer kurzen Ansprache den Projektteilnehmenden gegenüber betont hatte.

Eine sichtlich gut angelegte Investition, darin waren sich alle Vaihinger Jugendlichen einig. Hatten sie doch während ihrer Vorbereitungszeit sowie am gemeinsamen Abschlusstag über die inhaltliche Arbeit und die fremdsprachliche Praxis im mündlichen und schriftlichen Bereich hinaus auch ihre interkulturellen Fähigkeiten erweitert. Ob es nun bei diesem punktuellen Einblick in die Kultur des Nachbarlandes bleibt, wird sich zeigen. So manche Nummern wurden am Ende ausgetauscht und es entstanden erste Überlegungen zu einer möglichen Fortsetzung dieses märchenhaften Treffens durch schulische Individualaustausche. À suivre – Fortsetzung folgt….

Bericht: Fö, Fotos: Fö, Gall

Impressionen von der deutsch-französischen Märchenrallye: