Unsere Gesellschaft wird in diesen Tagen immer wieder als eine tief gespaltene beschrieben, es wird von einem „Riss“ gesprochen, der durch diese geht. Der Wettbewerb Jugend debattiert soll dazu beitragen, diese immer wieder diagnostizierte Kluft zwischen verschiedenen Lagern zu überwinden: Man lernt, konträren Meinungen zuzuhören, sich damit auseinanderzusetzen, auf diese einzugehen und sich sachlich zu positionieren.
Debattiert wird auf verschiedenen Ebenen: Vom Schul- über den Regional- und Landeswettbewerb bis hin zum Bundeswettbewerb, bei dem jedes Jahr die besten Debattantinnen und Debattanten aus ganz Deutschland in Berlin aufeinandertreffen. Der bundesweite Wettbewerb richtet sich an Schülerinnen und Schüler ab Klasse 8, am Stromberg-Gymnasium wird dieser Wettbewerb in Klassenstufe 9 durchgeführt.
In diesem Schuljahr durfte das Stromberg-Gymnasium drei Startplätze auf der Regionalebene des Wettbewerbs stellen, nachdem sich Mats Nienhaus, Sina Günter (beide 9b) und Anjali Veigel (9a) im Schulfinale gegen die anderen Klassensiegerinnen und Klassensieger durchgesetzt hatten. Austragende Schule war das Ernst-Sigle-Gymnasium in Kornwestheim, in dessen Räumlichkeiten sich kürzlich die insgesamt 20 Schulsiegerinnen und -sieger des Regionalverbundes „Mittlerer Neckar“ versammelten.
In insgesamt zwei Runden konnten die Jugendlichen ihre Fähigkeiten unter Beweis stellen: Die erste Debatte drehte sich um die Frage, ob Jugendliche dazu verpflichtet werden sollten, sich bei der Feuerwehr zu engagieren, die zweite, inwiefern auf Leistungsmessung im Jugendvereinssport verzichtet werden sollte.
Nach zwei fordernden und teils recht hitzig verlaufenden Debatten kamen die Jugendlichen wieder zusammen und warteten gespannt auf die Verkündung der Ergebnisse durch Regionalkoordinator Felix Wolf. Dabei wurden alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer auf die Bühne gerufen. Die Anspannung war hoch, denn die vier Finalisten sollten erst am Ende bekannt gegeben werden. Immer mehr Namen wurden genannt, die Bühne füllte sich – und zwei Schülernamen vom Stromberg-Gymnasium fehlten nach wie vor. Nun stieg die Hoffnung, dass es Siegerplätze geben würde. Während dieser nervenaufreibenden Wartezeit verrieten Mats, Sina und Anjali, dass sie sich fest vorgenommen hatten, mindestens einen Finalplatz zu ergattern. Damit übertraf das Ergebnis dann aber alle Erwartungen: Sina (Platz 1) und Mats (Platz 3) zogen beide – zusammen mit Xiaduo Song und Max Single vom Gymnasium bei Sankt Michael in Schwäbisch Hall – ins Finale ein. Besonders Mats‘ Freude war hoch: Er hatte die E-Mail mit den Themen durch einen Fehler in seiner Mailadresse erst am Tag vorher erhalten und sich dadurch nur einen Abend lang vorbereiten können, am Morgen noch drückten die Schüler des Stromberg-Gymnasiums nämlich die Schulbank.
Viel Zeit für die Vorbereitung blieb dann auch für das Finale nicht, das nur zwei Tage später wieder in Kornwestheim stattfand. Debattiert wurde zu dem Thema: „Sollen öffentliche Schwimmbäder flächendeckend videoüberwacht werden?“ Die Proseite wollte mit ihrer Maßnahme der steigenden Kriminalitätsrate Rechnung tragen. Die Videoüberwachung solle nicht nur dafür sorgen, dass man sich sicherer fühle, sondern Straftaten präventiv entgegenwirken. Allerdings zweifelte die Gegenseite die Notwendigkeit und die Umsetzbarkeit dieser Maßnahme an und stellte die Frage, ob es nicht ausreichend sei, die Qualität der Spinde oder die Anzahl der Bademeister zu erhöhen. Nach einer Beratschlagung durch die Jury wurde das Ergebnis dann endlich bekannt gegeben: Mats wurde von der Jury wegen seiner hervorragenden Sachkenntnis mit Blick auf die Rechtslage und die Zahlen gelobt. Damit hatte Mats auch schon die Jury im Schulfinale überzeugen können und konnte nun auch im Regionalfinale damit punkten: Er erreichte den dritten Platz. Den ersten Platz erzielte, wie auch schon in der Qualifikation, Sina. Sie glänzte durch ihre Gesprächsfähigkeit, indem sie passgenau an die Argumente der Gegenseite anknüpfte und diese entkräften konnte. Die ersten drei Sieger gewinnen ein dreitägiges Rhetorikseminar auf Burg Liebenzell als Vorbereitung auf die Landesauscheidung, an der Sina ganz sicher und Mats als Nachrücker antreten wird.
Bericht: Jk