Erasmus+ hilft, Schule zukunftsfähig zu machen

Stromberg-Gymnasium sichert sich EU-Fördergelder für Auslandsaufenthalte

Die Nachfrage war mal wieder deutlich größer als das Angebot. Insofern rechnete sich Schulleiterin Katja Kranich gar nicht so sehr viele Chancen aus, als sie den Antrag auf Aufnahme des Stromberg-Gymnasiums in das Erasmus+-Programm der Europäischen Union (EU) in den Briefkasten warf. In den ersten Wochen des Schuljahres hatte sie mit Projektkoordinatorin Rebekka Walter, Lehrerin für Englisch und Gemeinschaftskunde/Wirtschaft, viele Stunden lang verschriftlicht, was das Lernen am Stromberg-Gymnasium ausmacht: Ein pädagogisches Konzept, das sich an den Erfordernissen des 21. Jahrhunderts orientiert. Eines, das sich nicht in einem schlichten Abarbeiten von Inhalten des Bildungsplans erschöpt, sondern den Fokus auf die Fähigkeit zur Kommunikation, Kollaboration, Kreativität und zum Kritischen Denken richtet – die so genannten „21st century skills“. Eben ein Konzept, das die ganzheitliche Entwicklung der Schülerinnen und Schüler zum Ziel hat und sie Selbstbewusstsein in Verbindung mit emotionaler Intelligenz ausbilden lässt.

Angesichts der eher überschaubaren Chancen – von deutschlandweit über 500 Bewerbungen konnten nur 158 berücksichtigt werden – ist die Freude im Nebenweg nun umso größer, dass das Stromberg-Gymnasium eine der ausgewählten Schulen ist. „Erasmus+ komplettiert unsere Strategie, mit der wir unsere Schule zukunftsfähig machen wollen“, jubelt Schulleiterin Kranich. Das Programm fördert bis 2027 Aufenthalte von Schülerinnen und Schülern sowie Lehrkräften an Schulen im europäischen Ausland – und eröffnet dem Stromberg-Gymnasium eine Palette neuer Möglichkeiten: „Erasmus+ erlaubt uns zunächst, den Schüleraustausch an unserer Schule zu stärken“, so Kranich. Die Schule mit bilingualem Profil kann Schülerinnen und Schülern künftig auch Individualaustausche anbieten, „und das unabhängig vom Einkommen der Eltern. Das ist ein wichtiger Beitrag zu mehr Chancengerechtigkeit.“ 

Zudem können Exkursionen an Schulen im europäischen Ausland angeboten werden, in deren Rahmen die Kinder und Jugendlichen mit den dortigen Schülern an gemeinsamen Projekten zu nachhaltigen Themen oder zu Themen im MINT-Bereich arbeiten. Des Weiteren lassen sich bereits bestehende Kontakte vertiefen. Das betrifft etwa die Zusammenarbeit mit dem Learnlife Center Barcelona, das sich seit seiner Gründung im Jahr 2017 international einen Ruf dafür erarbeitet hat, innovatives Lernen zu fördern. Katja Kranich: „Geplant ist, dass einige unserer Lehrkräfte das Learnlife-Center im Herbst besuchen, um sich davon inspirieren zu lassen, wie dort individualisiert und stärkenorientiert gelernt wird, und sich somit weiterzubilden.“ Intensiviert werden kann auch der Kontakt zum elsässischen Collège du Truchtersheim, jener Schule, mit der das Stromberg-Gymnasium gemeinsam das erfolgreiche deutsch-französische Chorprojekt Fantastikinder aufgebaut hat. Bereits im Juni wird das erste gemeinsame Erasmus+-Projekt den zweisprachigen Chor zu einem Auftritt im Europaparlament in Straßburg führen. 

Aber auch zu Schulen in anderen europäischen Ländern können nun Kontakte geknüpft werden, etwa in Ländern mit besonders guten PISA-Ergebnissen. Ziel ist es, dass Kolleginnen und Kollegen des Stromberg-Gymnasiums für eine Weile dort hospitieren, „um Innovation und modernes Lernen selbst zu erleben und hinter die Erfolgsgeheimnisse dieser Länder zu kommen“, verrät Kranich. Das so genannte job shadowing bietet Lehrkräften sogar die Möglichkeit, eine Zeitlang an ausländischen Schulen zu unterrichten. Auch Sprachkurse und Fortbildungen für Lehrkräfte werden künftig von der EU finanziell gefördert und sollen der weiteren Professionalisierung dienen. 

Darüber, warum der Antrag des Stromberg-Gymnasiums letztlich erfolgreich war, kann auch die Schulleiterin nur spekulieren: „Wir konnten bei der Antragstellung mit einigen Pfunden wuchern, beispielsweise mit den erfolgreichen Song- und Videoproduktionen sowie den Auftritten der Fantastikinder oder mit den ersten und zweiten Preisen, die unsere Schülergruppen in den vergangenen beiden Jahren beim Bundeswettbewerb Fremdsprachen gewonnen haben.“ Zudem hätten sie und ihr Kollegium in den vergangenen Schuljahren deutlich gemacht, „dass es uns mit dem Fokus auf ganzheitliches und zukunftsorientiertes Lernen ernst ist“. Das beweise etwa die Verankerung der Lernmethode „Deeper Learning“ im Rahmen eines Pilotprojekts derRuprecht-Karls-Universität Heidelberg, an dem die Schule seit dem Schuljahr 2021/22 teilnimmt. Seinen Höhepunkt hat „Deeper Learning“ am Stromberg-Gymnasium in Klasse 10. Im Rahmen des Projekts „Future Skills“ befassen sich die Zehntklässlerinnen und Zehntklässler im zweiten Halbjahr jede Woche fast einen ganzen Unterrichtsvormittag lang in Gruppen mit einem Zukunftsthema ihrer Wahl, entlang den 17 globalen Nachhaltigkeitszielen der Vereinten Nationen. 

Mithilfe des EU-Programms möchte das Stromberg-Gymnasium nun das bereits geschaffene Fundament festigen und darauf aufbauen – und insbesondere auch den Schülerinnen und Schülern die Möglichkeit bieten, durch Auslandsaufenthalte ihren Horizont zu erweitern. Schulleiterin Katja Kranich geht es dabei um so viel mehr als um einen Zuwachs an Kompetenz in den Fremdsprachen. Noch wichtiger ist ihr, dass die Kinder und Jugendlichen „schon als junge Menschen erkennen: Uns verbindet international mehr als uns trennt“. Das als Erasmus+-Schule zu erreichen, wäre „ein toller Bildungserfolg“. 

Bericht und Foto: Sy

Freuen sich darauf, ihre Zusammenarbeit über Erasmus+ vertiefen zu können: Bernadette Gall (dritte von links, Kollegin am Collège du Truchtersheim) mit (von links nach rechts) Rebekka Walter (Erasmus+-Koordinatorin), Carmen Förnzler (Abteilungsleiterin) und Katja Kranich (Schulleiterin), Stromberg-Gymnasium.