Von einem ist Katja Kranich, Schulleiterin des Stromberg-Gymnasiums, felsenfest überzeugt: „Unsere Gesellschaft hat sich in den vergangenen Jahren massiv verändert.“ Demzufolge muss auch das Gymnasium ganz anderen Anforderungen als der Vermittlung von reinem Faktenwissen gerecht werden: Es sollte die Schülerinnen und Schüler auf die Teilnahme an einer partizipativen und von Selbstbestimmung gekennzeichneten Gesellschaft vorbereiten.
Wie das Stromberg-Gymnasium diese Aufgabe mit Leben füllt, erläuterte Kranich interessierten Viertklässlerinnen und Viertklässlern und deren Eltern im Rahmen des Stromberg-Nachmittags. „Unser gemeinsames Ziel ist es, dass Schülerinnen und Schüler Menschen werden, sind und bleiben. Es ist uns wichtig, dass sie das Stromberg-Gymnasium als offen denkende, aktive und mündige Bürgerinnen und Bürger verlassen, die Zeit und Gelegenheit hatten, sich selbst zu finden, und die Selbstbewusstsein in Verbindung mit emotionaler Intelligenz entwickelt haben.“ Die Schule sieht die Direktorin „zunehmend als Raum, in dem ich Fähigkeiten trainiere, die ich mir alleine vor dem Bildschirm zuhause nicht aneignen kann“. Deshalb setzt sie mit ihrem Kollegium immer mehr auf projektbasiertes Lernen, das bereits ab Klasse 5 altersgerecht eingeführt wird und in Klasse 10 im Future-Skills-Projekt gipfelt. Im Rahmen dieses Projektes arbeiten die Schülerinnen und Schüler mehrere Monate lang in Gruppen an einem selbst gewählten Thema.
Davon, was das Schulleben am Stromberg-Gymnasium darüber hinaus ausmacht, konnten sich die Viertklässlerinnen und Viertklässler an diesem Nachmittag einen lebhaften Eindruck verschaffen, und zwar in Form eines Stationenrundlaufs in Gruppen. In insgesamt elf verschiedenen Räumen präsentierten Lehrkräfte und Schüler der Schule das reichhaltige Angebot – meist für Eltern und Kinder gemeinsam. Manche Elemente des Schullebens durften die Viertklässlerinnen und Viertklässler aber auch alleine erkunden, während ihre Eltern andernorts mit Informationen zum schulischen Angebot versorgt wurden. Dafür, dass sich Kinder und Eltern stets wiederfanden und vor allem die nächste Station rechtzeitig erreichten, sorgten Teams aus Lehrkräften, top motivierten Fünftklässlerinnen und Fünftklässlern sowie engagierten Schülerpatinnen und Schülerpaten.
Nach einer mitreißenden musikalischen Begrüßung durch die Big Band, einer schwungvollen Tanzeinlage der Unterstufe und einigen Begrüßungsworten von Schulleiterin Katja Kranich und ihrem Stellvertreter Roland Wirth steuerten die Gruppen bereits ihre jeweils erste Station an. Wer zunächst an der Station „Differenzierung“ Halt machte, erfuhr sogleich, in welchem Rahmen die Schülerinnen und Schüler der Klassen 5 und 6 so gut tanzen gelernt hatten: „Let’s dance“ ist Teil des schulischen Differenzierungsangebots. Dahinter steht der Gedanke, den Lernenden von Beginn an die Möglichkeit zu bieten, sich in einem notenfreien Raum weiterzuentwickeln, auszuprobieren und auf Schülerinnen und Schüler mit gleichen Interessen zu treffen. So kann neben dem regulären Stundenplan am Stromberg-Gymnasium unter anderem getanzt, aber auch programmiert, gefilmt, Theater gespielt, modelliert, gegärtnert oder gewerkt werden.
Dem interessegeleiteten Lernen dient auch die Möglichkeit der Profilwahl. Beispielsweise kann man sich von Beginn an für das bilinguale Profil entscheiden, das durch zusätzliche Englischstunden in der Unterstufe und später dann durch den Unterricht einzelner Sachfächer auf Englisch eine vertiefte Auseinandersetzung mit Inhalt und Sprache ermöglicht. Louis (7b) berichtete an der entsprechenden Station, dass durch die zusätzliche Stundenzahl vor allem Zeit für den kreativen Umgang mit der Fremdsprache entstehe. Ab Klasse 8 können die Schülerinnen und Schüler ihre Interessen dann durch die Wahl eines Profilfaches vertiefen. Zur Auswahl stehen Naturwissenschaft und Technik (NwT) oder Spanisch. Einen Einblick bot die Station des MINT-Bereichs (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik) durch die Ausstellung von spannenden Projekten aus dem Fach NwT und der MINT-AG. Präsentiert wurden von den stolzen Konstrukteuren aus den Jahrgangsstufen 7 bis J1 beispielsweise selbstinstallierte Zierbrunnen oder ein automatisches Bewässerungssystem für Zimmerpflanzen.
Wer nicht naturwissenschaftlich, sondern sprachlich interessiert ist, konnte sich bei der nächsten Station mit all seinen Sinnen auf eine Sprachenreise nach England, Frankreich und Spanien begeben: Von Lernenden der Klassen 6 und 9 wurden in Dialogen zahlreiche Sehenswürdigkeiten der jeweiligen Länder und die mit der Fächerwahl verbundene Möglichkeit zum Schüleraustausch präsentiert. Wichtig bei jeder Reise ist natürlich auch das Essen. Nach drei Ländern (England, Frankreich und Spanien) innerhalb von zehn Minuten wurden die erschöpften Viertklässlerinnen und Viertklässler mit nationalen Spezialitäten wie short bread belohnt.
Musikalische Talente kamen im Musiksaal auf ihre Kosten: Hier trafen die Gäste etwa die Mitglieder der Big Band wieder, die den Nachmittag so schwungvoll eröffnet hatten. Nun boten sie durch das gemeinsame Musizieren mit Schülerinnen und Schülern aus dem Schul-Orchester einen Vorgeschmack darauf, wie man sich instrumental oder gesanglich am Stromberg-Gymnasium einbringen kann.
Angebote, die das eigene Lernen betreffen, wurden durch Informationen zum schulischen Miteinander ergänzt: Einen wichtigen Beitrag hierzu leistet die Schulsozialarbeit, die an diesem Nachmittag durch Ariane Schwerdtle vertreten wurde. Gemeinsam mit ihrem Kollegen Wolfgang Hepp gestaltet sie die Kennenlerntage für die neuen Fünftklässlerinnen und Fünftklässler, die diesen das Einleben am Stromberg-Gymnasium erleichtern. Wie viel Spaß die jungen Gymnasiastinnen und Gymnasiasten dabei haben, wurde anhand der von ihr präsentierten Fotos deutlich.
Aber auch Schülerinnen und Schüler selbst engagieren sich tatkräftig für ein gutes Miteinander: Davon zeugen das an diesem Nachmittag ebenfalls vorgestellte, von Zehntklässlerinnen und Zehntklässlern betreute Patenprogramm für die fünften Klassen und die Lernbegleitung sowie die Streitschlichtung und die Schülermitverantwortung (SMV). Diese Institutionen tragen allesamt zu einer guten Schulgemeinschaft bei: Schülerinnen und Schüler unterstützen sich gegenseitig bei den Herausforderungen des Schulalltags und gestalten ihn aktiv mit. Dass der Blick auch über den Schulhof hinausreicht, beweist die Schülerfirma „FÄRA SGmbH“, die faire, nachhaltige Produkte herstellt und an der Pausenstation selbst entworfene Sticker verteilte. Im Cafébereich wartete zudem eine vom Elternbeirat bereitgestellte Stärkung auf die Gäste.
In ihrer Gesamtheit bildeten die verschiedenen Stationen das ab, was Schulleiterin Katja Kranich zum pädagogischen Schulkonzept des Stromberg-Gymnasiums erläuterte: „Schule ist ein sozialer Raum, ein Prototyp für die Gesellschaft, in der man auf individueller Ebene Selbstständigkeit erlernt, ebenso aber auch, Teil einer Gemeinschaft zu sein, in der man sich gegenseitig unterstützt und gemeinsam Entscheidungen trifft“ – eben: in der man Mensch wird, ist und bleibt. Und vielleicht hat beim Verlassen des Schulhauses am frühen Abend manche angehende Fünftklässlerin und mancher angehende Fünftklässler sich sinngemäß gesagt: „Hier bin ich Mensch, hier darf ich’s sein“ – und damit die Wahl seiner weiterführenden Schule bereits getroffen.
Bericht: Jk/Sy, Fotos: Er