Erlebnis-Lern-Truck „Discover Industry“ gastiert am Stromberg-Gymnasium
Marcel Michel und Sulejman Zahirovic, die beiden Coaches im Erlebnis-Lern-Truck „Discover Industry“, kommen schnell zur Sache: Das Ziel der beiden Jungakademiker ist es, bei jungen Menschen das Interesse an Technik und an MINT-Berufen zu fördern. Dazu geben Michel, studierter Biologe, und Zahirovic, der über einen Master in Leichtbau verfügt, den Schülerinnen und Schülern zunächst einen kurzen Überblick über das, was sie in wenigen Minuten an den fünf Arbeitsstationen im Erdgeschoss des imposanten Gefährts selbst ausprobieren dürfen.
Die Klasse 10c des Stromberg-Gymnasiums, die an diesem Morgen den Erlebnis-Lern-Truck erkunden darf, erfährt beispielsweise, wie Virtual Reality heute in der Ausbildung eingesetzt wird, wie sich nicht-internetfähige Geräte in einem Smarthome miteinander vernetzen lassen, worin sich eine starke von einer schwachen KI unterscheidet und warum ein Quantencomputer so viel schneller ist als ein herkömmlicher Computer. Bald wird deutlich, dass die moderne Technik zwar Risiken in sich birgt, aber eben auch viele Chancen: So sind etwa Roboter nicht nur in Industrie und Haushalt nützlich, sondern können sogar bei Operationen eingesetzt werden.
Mit diesem Grundlagenwissen ausgestattet, steht eine Schülergruppe zunächst noch etwas ratlos vor der ersten Arbeitsstation „Intelligente Produktion“. Am Beispiel einer Befüllungsanlage machen sich die vier Jugendlichen bewusst, wie eine „Smart Factory“ funktioniert: Damit Produktionsprozesse störungsfrei verlaufen, müssen Menschen, Maschinen, Bauteile und Produkte laufend miteinander kommunizieren und online vernetzt sein. Die Gruppe hat nun die Aufgabe, sich in die Rolle eines Mitarbeiters zu versetzen, der überprüfen muss, ob die Anlage richtig funktioniert. Mit logischem Denken gelingt es den Schülerinnen und Schülern schließlich, Becher zu dem verlangten Prozentsatz von der Maschine mit unterschiedlich farbigen Perlen befüllen zu lassen und somit festzustellen: Die Maschine funktioniert einwandfrei, die Produktion kann weiterlaufen.
Bei der nächsten Station – „Logistik und Materialfluss“ – kommt dann so richtig Begeisterung auf: Mit einer VR-Brille begibt sich die Vierergruppe in eine virtuelle Fabrik. Damit Produktion und Auslieferung hier reibungslos verlaufen, müssen alle Materialien, Einzelteile und Produkte zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein. Eine Schülerin setzt sich die VR-Brille auf, scannt mit einem gelben Handscanner den Strichcode auf dem Motorblock, findet die Box mit den Lichtmaschinen in der virtuellen Lagerhalle und baut den Generator wie verlangt ein. Aufgabe erfüllt!
Noch spannender wird es an Station Nummer drei: „Konstruktion und Design“. Die Gruppe macht sich mit der Funktionsweise eines 3D-Scanners vertraut, wie er in der Industrie etwa bei der Reproduktion von Bauteilen oder der Entwicklung von neuen Produkten eingesetzt wird. Die Jugendlichen scannen sich gegenseitig und verfolgen dabei fasziniert, wie ein 3D-Modell ihres Kopfes auf dem Bildschirm erscheint.
Ist ein neues Produkt am Computer entworfen, geht es an die Auswahl der geeigneten Materialien für dessen Produktion. Dabei hilft die Herstellung von Prototypen mit dem 3D-Drucker. Ein solches Gerät testen die Schülerinnen und Schüler an der nächsten Arbeitsstation: „Versuch und Optimierung“. Dabei drucken sie jedoch nicht etwa ihre an der vorherigen Station eingescannten Köpfe, sondern einen Schlüsselanhänger – ein schönes Andenken an den Vormittag im Erlebnis-Lern-Truck.
An der letzten Station machen die Jugendlichen die Bekanntschaft eines Industrieroboters. Das Gerät hat gegenüber Menschen aus Fleisch und Blut den Vorteil, dass es bei der Erledigung schwerer und gefährlicher Arbeit, bei der es zudem auf höchste Präzision ankommt, nicht müde wird. Was der Roboter dem Menschen jedoch nicht abnehmen kann, ist, ihn zu programmieren. Die Gruppe sieht sich an dieser Station vor die Aufgabe gestellt, einen echten Industrieroboter mittels Koordinateneingabe zu vorgegebenen Markierungen zu lotsen, und das in möglichst kurzer Zeit. Aber auch diese Aufgabe löst sie mit Bravour.
Im zweiten Teil der Veranstaltung wartet im Obergeschoss des Erlebnis-Lern-Trucks noch eine besondere Herausforderung: Im Rahmen eines vertiefenden Workshops dürfen die Zehntklässlerinnen und Zehntklässler in die Rolle von technischen Zeichnern oder Konstrukteuren schlüpfen und am Computer ein Tic-Tac-Toe-Spiel entwerfen. Hier ist Präzision gefragt: Bei dem Entwurf des Spielfelds und des Gitters kommt es auf jeden Millimeter an. Raum für Kreativität besteht bei der Gestaltung der Spielsteine: Ob klassisch, in Herzform oder in Form von Dreiecken – alles ist möglich. Und schließlich gilt es noch, den zweidimensionalen Entwurf in die dritte Dimension zu übertragen. Aber auch hierfür finden die Jugendlichen im Computerprogramm das richtige Werkzeug, sodass sie schlussendlich glücklich und zufrieden ihr selbst konstruiertes Spiel als 3D-Druck in den Händen halten können.
Waren es auch unterschiedliche Stationen, die bei den einzelnen Schülerinnen und Schülern ganz besonders gut angekommen sind, so herrscht am Ende der drei Schulstunden doch in einem Punkt Einigkeit: So könnte Unterricht häufiger sein, mit so vielen Möglichkeiten zum Ausprobieren und Selbermachen.
Info: Bei dem Erlebnis-Lern-Truck „Discover Industry“ handelt es sich um ein kostenloses Angebot des Programms „Coaching 4 Future“, das die Baden-Württemberg-Stiftung gemeinsam mit der Regionaldirektion Baden-Württemberg der Bundesagentur für Arbeit und dem Arbeitgeberverband Südwestmetall geschaffen hat. Es dient der Berufsorientierung und richtet sich an Schülerinnen und Schüler aller weiterführenden Schulen und beruflichen Gymnasien ab Klassenstufe 7. Schulen können den Truck über ein Kontaktformular auf der Homepage www.coaching4future.de für zwei oder drei Tage anfragen.
Bericht und Fotos: Sy