Opernbesuch der Religionskurse in Jahrgangsstufe 2

– „Herr Kühn, gehen wir einmal zusammen in die Oper?“

– „Einfach so?“

– „Ja, einfach so!“

Mit dieser Frage aus der Mitte des katholischen Religionskurses der J1 fing im vergangenen Schuljahr alles an. Ein halbes Jahr später, nun im Schuljahr 23/24, folgten auf die Worte die entsprechenden Taten: Der J2-Relikurs von Herrn Kühn und die Mehrzahl des evangelischen Religionskurses, welcher vom Opernexperten Herrn Bertrams unterrichtet wird, planten einen gemeinsamen Opernabend! In Stuttgart besuchten sie am 14. Oktober die Oper „Carmen“ des französischen Komponisten Georges Bizet (1838 – 1875). Von Seiten des Kollegiums war neben den Religionslehrern auch Frau Schips als passionierte Theaterbesucherin mit am Start. 

Ein Opernbesuch ist immer ein ganz besonderes Ereignis. Angefangen zuhause bei der Wahl der passenden Garderobe über die ersten Gespräche im Foyer bis zum Wesentlichen: Dass ca. 100 Personen in ungefähr drei Stunden live, ohne jegliche elektronische Verstärkung und auch ohne die Möglichkeit einer Wiederholung leidenschaftlich musizieren, singen und Charaktere darstellen. Es gibt im Gegensatz zum Kino also keinen Film, der in jeder Vorstellung identisch abläuft – auf der Opernbühne ist jede Vorstellung einzigartig und hinterlässt ihren ganz eigenen „Fingerabdruck“. 

Zentrales Thema der gemeinsamen Gespräche während der Pause und am Ende der Vorstellung war die Inszenierung des Regisseurs Christopher Schumann, welche bereits 2006 ihre Premiere feierte. Sie legte den Schwerpunkt auf die psychologische Innenwelt von Carmens Mörder und Ex-Liebhaber Don José und zeigt die Erinnerungen des nach seinem Mord inhaftierten Protagonisten; die Figur der Carmen wird so zu einer reinen Projektion seiner erotisch-sexuellen Wünsche und Ängste. Dieser Ansatz war damit gleichermaßen originell wie gewagt, da das Publikum viele Veränderungen zur herkömmlichen Handlung deuten und „übersetzen“ musste.  Welche Szenen konnten in diesem Konzept besonders überzeugen, welche weniger und was hätte man selbst an Stelle des Regisseurs anders gemacht? Ein großes Philosophieren über die Möglichkeiten und Unmöglichkeiten von Kunst! 

Ebenso gab es einen regen Austausch über die individuellen gesanglichen Leistungen der Sängerinnen und Sänger, die durch unterschiedliche Stimmfarben und Qualitäten ihren ganz eigenen Eindruck hinterlassen haben. So waren wir uns schnell einig, dass besonders der Sänger David Steffens in seiner Rolle als souveräner Stierkämpfer („Torero“) und Frauenschwarm Escamillo nicht nur Carmens, sondern auch unsere Herzen und Ohren im Sturm erobert hatte – man wünschte sich, Bizet hätte seiner Rolle mehr Gewicht und vor allem: mehr Noten gegeben! 

Im Anschluss an den großzügigen Applaus bot sich noch die Gelegenheit, eine Erinnerung an den gemeinsamen Abend in Form eines Gruppenbildes im herrschaftlichen Opernhaus festzuhalten. 

   Bericht: Kü/Bm