Ein Zuwachs an naturwissenschaftlicher und sozialer Kompetenz

Wenn in diesen Tagen das neue Schuljahr Fahrt aufnimmt, ist Teresa Engel nicht an Bord. Gemeinsam mit 68 weiteren jungen Erwachsenen hat die 18-Jährige vor Kurzem am Stromberg-Gymnasium das Abitur abgelegt. Ende August erhielt sie die Zusage der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, im Oktober dort ein Studium der Biochemie beginnen zu können.

Bestärkt in ihrer Wahl eines naturwissenschaftlichen Studienfachs wurde Teresa Engel durch eine Herausforderung, der sie sich im vergangenen Schuljahr stellte –zusätzlich zu den Abiturprüfungen: Sie ist Absolventin des 13. Jahrgangs der Kulturakademie, eines Angebots der Stiftung Kinderland Baden-Württemberg zur Förderung besonders begabter Kinder und Jugendlicher. Auf Empfehlung ihrer Biologie-Lehrerin Rebekka Schaldecker nahm sie an den Kreativwochen „Wissenschaft meets Technik“ der Kulturakademie teil.

Zunächst galt es für die Nachwuchsforscherin aus Ensingen, ihre Kompetenz mittels einer Arbeitsprobe unter Beweis stellen. Hier kam das Dosentelefon ins Spiel: Auf der Basis mehrerer Experimente testete Teresa, welche Materialien bei einem Dosentelefon die beste Übertragungsqualität garantieren und wie der Vorläufer der heutigen Telekommunikation auch über mehrere Ecken funktioniert. Teresas Lösungsansätze überzeugten die Jury, sodass sie sich unter den 20 besten Bewerberinnen und Bewerbern wiederfand und im September 2022 zur ersten Kreativwoche nach Stuttgart-Vaihingen aufbrechen konnte.

Viel Zeit, miteinander warm zu werden, blieb den aus ganz Baden-Württemberg stammenden jungen Leuten nicht, bevor sie ihr Wochenprojekt in Angriff nahmen: Die Konstruktion eines Smart-Home-Modells. „Die Arbeit daran lief zunächst etwas chaotisch ab, weil wir uns noch nicht so gut kannten“, erinnert sich Teresa. Am Donnerstag habe das Haus aber gestanden, mitsamt aufrollbarem Garagentor, Rollläden, Beleuchtung in allen Räumen und sogar einem Springbrunnen. Mit am wichtigsten sei für sie aus heutiger Sicht, gelernt zu haben: „Wie kommt man schnell mit Leuten zurecht, die man noch gar nicht kennt?“ Erworben habe sie zudem neue Fähigkeiten im Programmieren.

Lag der Schwerpunkt der ersten Kreativwoche auf praktischem Arbeiten, so stand die zweite Kreativwoche im Februar 2023 stärker im Zeichen der Theorie. Sie führte die Teilnehmenden an den Stuttgarter Fernsehturm, an die Universität Stuttgart sowie ans Karlsruher Institut für Technologie (KIT). Vorträge zu Themen aus der theoretischen Mechanik, der Robotik, dem Maschinenbau und der Elektrotechnik sowie Experimente zu physikalischen Phänomenen lieferten den jungen Forscherinnen und Forschern manch neue Erkenntnis – möglicherweise auch im Hinblick auf die eigene Karriereplanung. Raum für Kreativität blieb insbesondere am letzten Tag, als das Gestalten und Bedrucken eigener Pullover auf dem Programm stand. 

Höhe- und zugleich Schlusspunkt der Kreativwochen bildete eine Abschlussveranstaltung, in deren Rahmen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer die Ergebnisse ihrer gemeinsamen Anstrengungen präsentierten. Mitgestaltet wurde die Feierstunde auch von den Kindern und Jugendlichen, welche die Kreativwochen für die Bereiche Literatur, Musik und Kunst besucht hatten. Denn auch für junge Menschen, die auf besondere Begabungen in diesen Disziplinen verweisen können, hält die Kulturakademie der Stiftung Kinderland Baden-Württemberg Angebote bereit.

Rückblickend bezeichnet Teresa die Kreativwochen als eine „Bereicherung für jeden, der im MINT-Bereich Karriere machen möchte“ – und kann somit die Teilnahme daran nur empfehlen. Und zwar nicht allein, weil sie „viel dazugelernt, viel Neues gesehen und ausprobiert habe“, sondern auch aufgrund des sozialen Aspekts: „Die Kontakte zu einigen der anderen Teilnehmerinnen und Teilnehmer dauern auch nach den offiziellen Treffen noch an“, so die angehende Studentin der Biochemie.

Nun, da sie an der Schwelle zu einem neuen Lebensabschnitt steht, hat Teresa ihre berufliche Zukunft bereits fest im Blick: Sie sieht sich klar in der Forschung und hat bereits den Vorsatz gefasst, ihr Studium der Biochemie an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg mit einer Promotion zu krönen.

Bleibt der jungen Frau zu wünschen, dass sie bei aller Zielstrebigkeit auch Zeit findet, ins Studentenleben in Halle (Saale) einzutauchen. Denn, um es mit dem Namensgeber ihrer zukünftigen Universität auszudrücken: „Jungen Leuten ist Freude und Ergötzen so vonnöten wie Essen und Trinken.“

Bericht: Sy, Fotos: Sf, Sy