Mit spannender Unterhaltung und Tiefgang aufs Siegerpodest

Schüler des Vaihingen Stromberg-Gymnasiums setzen sich bei Fremdsprachenwettbewerb gegen große Konkurrenz durch

Die Gruppe stellt sich und ihr Projekt der Jury vor.

Eine Gruppe aus acht Schülern des Stromberg-Gymnasiums in Vaihingen an der Enz hat beim Finale des Bundeswettbewerbs Fremdsprachen einen zweiten Preis gewonnen. Im Rahmen des Sprachenfests vom 15. bis 17. Juni in Ludwigsburg präsentierten sie ihren zehnminütigen Film „Money Is the Matter“ vor der Bundesjury – und überzeugten damit nicht nur die Jurorinnen, sondern auch den Leiter des Wettbewerbs Michael Remmy. „Ein sehr tiefgründiger Film“, befand er am Samstagvormittag bei der Preisverleihung. 

Einen Film mit Tiefgang zu drehen war indes gar nicht das größte Anliegen der jungen Cineasten gewesen. Mit „Money Is the Matter“ wollten Lennart Blasius, Bennet Borchardt, Erik Daubner, Paul Feist, Finjan Huber, Micha Maier, Batuhan Öztürk und Anian Ungerer vor allem für spannende Unterhaltung sorgen. Im Mittelpunkt des Kurzfilms stehen zunächst die Geldnöte des Schülers Andrew, dem sein Vater nach der Scheidung jegliche finanzielle Unterstützung versagt. Seine Freunde beschließen daraufhin kurzerhand, ihm das für eine gemeinsame Reise nach London benötigte Geld auf illegale Weise zu beschaffen. Sie verkaufen Lösungen für Klassenarbeiten, stehlen Handys und Fahrräder und rauben jüngere Schüler aus – getreu ihrem Motto: „Das Leben ist nicht fair – also sind wir es auch nicht!“ Bald beginnt aber Selim, einer der Freunde, in die eigene Tasche zu wirtschaften, was schnell auffliegt – und zu allerlei Verwicklungen führt. Ob die jungen Filmemacher es für legitim halten, erlittenes Unrecht durch neues Unrecht auszugleichen? Darüber muss sich der Zuschauer selbst Gedanken machen, die Schüler lassen diese Frage bewusst unbeantwortet.

Die Jury sieht den ausgewählten Filmausschnitt.

Mit ihrem Kurzfilm hatte die Gruppe bei dem Fremdsprachenwettbewerb bereits auf Landesebene einen zweiten Preis gewonnen und sich damit für das Bundesfinale qualifiziert. Vor der Bundesjury mussten drei von ihnen nun folgende Aufgaben erfüllen: Möglichst kreativ in die Handlung einführen, einen aussagekräftigen Teil des Films vorspielen und zu guter Letzt noch die Fragen der Jury beantworten. Die Jurorinnen achteten bei ihrer Bewertung auf die sprachliche Qualität des Beitrags, aber auch auf die Qualität der gesamten Darbietung, die Aussagekraft des gewählten Filmausschnitts – und darauf, wie gut die Schüler inhaltlich und sprachlich auf ihre Fragen eingingen. 

Selim (gespielt von Batuhan Öztürk) wird vom Gefängniswärter (Paul Feist) in die Gefängniszelle gebracht…

Für den Auftritt vor den Jurorinnen hatten die Schüler eine zusätzliche Szene geschrieben, die über die Handlung des Films hinausgeht und diesem zusätzliche Tiefe verleiht: Im Gefängnis trifft Selim auf Andrews Vater, der – völlig uneinsichtig – damit prahlt, seiner einstigen Gattin und seinem Sohn eine Lektion erteilt zu haben. Im Unterschied dazu ist sich Selim darüber im Klaren, seine Freunde hintergangen und damit auch seine Prinzipien verraten zu haben: „I became what I despised. I became a greedy and heartless monster, just like you.” (“Ich wurde zu dem, was ich verachtete. Ich wurde ein raffgieriges, herzloses Monster, genau wie Sie.“) Zum Nachdenken regt das Ende der neuen Szene an: Während Andrews Vater sich durch Zahlung einer Kaution quasi freikauft, bleibt Selim im Gefängnis zurück – womit erneut derjenige mit ausreichenden finanziellen Mitteln die Oberhand hat. 

Diese Szene, in die der gewählte Filmausschnitt integriert war, setzten Batuhan Öztürk als Selim, Erik Daubner als Vater und Paul Feist als Gefängniswärter eindringlich und packend um. Im darauffolgenden Kolloquium legten die Schüler überzeugend dar, wie das Sprichwort „Geld regiert die Welt“ die Inspiration für ihren Film lieferte, da ihrer Ansicht nach „Geld in der heutigen Zeit sowohl einen Grund als auch eine Lösung für Probleme darstellt“. Zur Sprache kam auch der Vorsatz der Jungen, sich im nächsten Jahr wieder mit einem Filmbeitrag am Bundeswettbewerb Fremdsprachen zu beteiligen. 

Bei der Preisverleihung am Samstagvormittag lag Spannung in der Luft: Würde es für einen der begehrten Preise reichen? Immerhin waren insgesamt 34 Beiträge aus ganz Deutschland am Start, von denen zehn mit einem regulären und zwei mit einem Sonderpreis bedacht wurden. Die Vaihinger Gymnasiasten glaubten an sich und ihr Werk – und behielten Recht: Einen von drei zweiten Preisen überreichte ihnen Daniel Hager-Mann, Amtschef des baden-württembergischen Kultusministeriums. Ihr Team gehört damit zu den besten fünf bundesweit – bei insgesamt 1700 Teams aus ganz Deutschland, die je einen Beitrag eingereicht hatten. (Zusätzlich zu den drei zweiten Preisen lobte die Jury zwei erste Preise aus.)

…und trifft dort auf Andrews Vater (Erik Daubner).

„Der zweite Preis ist schon sehr schön“, freute sich Batuhan Öztürk mit der Gruppe über den mit 300 Euro dotierten Gewinn. „Aber ich werde nicht ruhen, bis wir den ersten Preis gewonnen haben“, bekräftigte er das Vorhaben, im nächsten Jahr erneut anzutreten. Mit den Achtklässlern freuten sich auch die beiden Lehrkräfte Lena Grundmüller und Christoph Schüly, die sie bei der Projektarbeit betreut hatten. Ebenso erfreut zeigte sich Schulleiterin Katja Kranich, die am Samstagmorgen umgehend ihre Glückwünsche übermittelte. 

Teams des Stromberg-Gymnasiums waren in diesem Jahr bereits zum zweiten Mal beim Fremdsprachenwettbewerb erfolgreich: 2022 hatte eine Schülerinnengruppe beim Bundesfinale in Potsdam ihren ersten Landespreis mit einem ersten Bundespreis veredelt. In dem Film „The New Kid“ ging es um Mobbing und Ausgrenzung einer neuen Mitschülerin aufgrund ihrer sexuellen Orientierung.  

Info: Der Bundeswettbewerb Fremdsprachen wird seit 1979 jährlich von der gemeinnützigen GmbH Bildung und Begabung ausgeschrieben und vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert. In der Kategorie „TEAM Schule“ besteht die Aufgabe darin, ein selbst verfasstes Theaterstück, einen selbst erstellten Film oder ein Hörspiel von maximal zehn Minuten Länge in einer oder mehreren Fremdsprachen einzusenden. Thematisch bestehen keine Grenzen. Die Gewinner aus den einzelnen Bundesländern präsentieren ihren Beitrag beim Bundesfinale im Rahmen des Sprachenfests. 

Die beiden ersten Preise gingen in diesem Jahr an das Gymnasium Osterholz-Schambeck (Niedersachsen) und das Carl-von-Linde-Gymnasium Kempten (Bayern). Mit dem Hermann-Hesse-Gymnasium Calw (zweiter Preis) und dem Friedrich-Gymnasium Freiburg (dritter Preis) sind zwei weitere Schulen aus Baden-Württemberg unter den Gewinnern. 

Bericht: Sy

Fotos: Hä, Ha, Paolo Vetrano