Marla Werr und Jon Buchmüller sprechen auf der Bildungsmesse didacta
„Inspiration, fruchtbare Diskussionen und jede Menge Aha-Erlebnisse – die didacta war für mich eine Woche voll persönlichen Erkenntnisgewinns und vielfältiger Einblicke. Ich bin überzeugt, dass alle Besucherinnen und Besucher das so sehen und sich freuen, dass es nach Jahren der Pandemie endlich wieder eine didacta in Stuttgart gibt“, sagt Kultusministerin Theresa Schopper über die diesjährige didacta Messe auf dem Stuttgarter Messegelände. Mit dabei auf der wichtigsten Bildungsmesse Deutschlands waren auch Marla Werr und Jon Buchmüller, die das Stromberg-Gymnasium in Vaihingen an der Enz besuchen, gemeinsam mit ihrer Schulleiterin Katja Kranich.
Am dritten Messetag, dem Donnerstag, 9. März, saß zunächst Marla Werr gemeinsam mit Schulleiterin Katja Kranich auf einem Panel. Das von Dr. Matthias Degen moderierte Panel trug den Titel “Diskussion Zukunftskompetenzen: Lernen für die Welt im Wandel“. Neben Kranich und Werr waren an der Diskussion beteiligt: Dr. Christian Büttner (Erster Vorsitzender des Bündnisses für Bildung e.V.), Prof. Dr. mult. Wassilios E. Fthenakis (Chefredakteur und Ehrenpräsident des Didacta Verband e.V.) sowie Christoph Kunz (Global Head of Vocational Education Training Siemens Energy Global GmbH & Co. KG). Den Stellenwert von Zukunftskompetenzen erläuterte Professor Fthenakis mit den Worten: „Das Lernen ist völlig anders geworden: Wir hängen nicht mehr am bloßen Wissen“.
„Die eine Lösung von oben gibt es nicht mehr“, bekräftigt Schulleiterin Katja Kranich. Marla Werr erläutert, sichtlich erfreut, die zahlreichen Möglichkeiten für Schülerinnen und Schüler am Stromberg-Gymnasium zu partizipieren. Sei es am eigenen Lernprozess, beispielsweise durch Future-Skills oder Deeper-Learning-Projekte, oder am Schulentwicklungsprozess durch die SMV oder die Schulentwicklungsgruppe. „Wir sind die Betroffenen, die Leidtragenden, der aktuellen Bildungspolitik“, so Werr über die aktuelle systemische Rolle der Schülerinnen und Schüler. Lernen sei derzeit mit zu viel Stress durch Klausuren und Noten verbunden, so werde der eigentliche Sinn der Schule, das “Lernen für die Zukunft“, häufig außer Acht gelassen. „Oftmals hangeln sich Schülerinnen und Schüler nur von Klausur zu Klausur“, so Werr. Daran müsse sich etwas ändern.
Zuspruch bekommt sie auch von Christoph Kunz: „Junge Menschen lernen heute komplett anders als vor zehn Jahren, das muss man akzeptieren. Wir müssen uns verändern.“ So legt er bei der Einstellung neuer Arbeitskräfte keinen Wert mehr auf die Noten, sondern auf Zukunftskompetenzen. „Was Marla uns gesagt hat, ist ein Indiz dafür, dass die Schüler das System nicht mehr mittragen“, fasst Fthenakis zusammen. Für eine künftige Ausrichtung der Bildungspolitik erhofft sich Marla Werr eine echte Partizipation von Schülerinnen und Schülern sowie eine Förderung der Zukunftskompetenzen, wie zum Beispiel Kreativität, Kollaboration, kritisches Denken oder Kommunikation. Hier erhält Marla Werr abermals Zuspruch vom Ehrenpräsidenten des didacta Verbandes, der das Bildungssystem als Blockade für Kreativität beschreibt.
Die Kreativität im Bildungssystem stellt auch einen wichtigen Aspekt für Leonard Sommer dar. Sommer, Unternehmer aus der Kreativbranche, ist der Moderator des Panels mit Jon Buchmüller. Dieses trägt den Titel: “Mit DigitalSchoolStory Schulinhalte selbst gestalten“. Beim Anwenden der Lernmethode DigitalSchoolStory (DSS) erstellen die Schülerinnen und Schüler in verschiedenen Projektphasen Videos zu Lerninhalten. Dabei werden agile und digitale Kompetenzen sowie die so genannten „vier Ks“ (Kollaboration, Kommunikation, Kreativität, kritisches Denken) gestärkt. Buchmüller ist seit Juli des vergangenen Jahres als politischer Berater und Botschafter ehrenamtlich bei DSS tätig. Gemeinsam mit ihm auf dem Panel waren Nina Mülhens (Co-Founderin von DigitalSchoolStory gUG) und Micha Pallesche (Schulleiter der Ernst-Reuter-Schule Karlsruhe). Durch die Anwendung von DSS kreieren Schülerinnen und Schüler „eine Story mit Alltagsbezug“, so Nina Mülhens. „Wir beschäftigen uns tagtäglich mit diesen Kurzvideos. Warum sollten wir diese Möglichkeit nicht in unseren Lernort einbringen?“, befindet Jon Buchmüller.
Die Notwendigkeit, das Lernen an die Lebensrealität der Lernenden anzupassen, bekräftigt auch Schulleiter Micha Pallesche: „Das Leben muss in die Schule geholt werden.“ Nicht nur das Erlenen von Zukunftskompetenzen, sondern vor allem auch die Sichtbarkeit von jungen Menschen ist für Buchmüller ein zentrales Anliegen. „Junge Menschen haben viele gute Ideen für das Bildungssystem“, dieses Potenzial müsse genutzt werden, so der angehende Abiturient. Damit betont er abermals seine Forderung nach einer aktiven Partizipation auf der landespolitischen Ebene. Sowohl für die 14-jährige Marla Werr als auch für den 17-jährigen Jon Buchmüller waren der Auftritt und der Besuch der didacta Messe ein einprägsames Erlebnis. „Wir konnten Sichtbarkeit erfahren“, so Werr. „Wir hoffen, dass die Kultusministerin ihre Aha-Erlebnisse auch in Taten umsetzt“, appellieren die beiden Schüler des Stromberg-Gymnasiums. Ideen gebe es genug, jetzt sei die Zeit des Tuns gekommen.
„Das Thema Bildung hat eine enorme gesellschaftliche Relevanz, wir alle sind unmittelbar davon betroffen. Auf der didacta haben wir die zentralen und aktuellen Herausforderungen der Bildung in den Mittelpunkt gerückt, über Innovationen gesprochen und künftige Entwicklungen diskutiert. Wir freuen uns über den tollen Verlauf der didacta und reichen nun den Staffelstab nach Köln weiter“, sagt Stefan Lohnert, Geschäftsführer der Messe Stuttgart. Die nächste didacta Messe findet vom 20. bis 24. Februar in Köln statt, im Februar 2025 kommt die Veranstaltung dann wieder nach Stuttgart. „Es ist eine erfreuliche Entwicklung, dass Bildung einen immer höheren gesellschaftlichen Stellenwert erlangt“, so Marla Werr und Jon Buchmüller abschließend.
Bericht und Fotos: Marla Werr, Jon Buchmüller