Wie harmonisch und mitreißend länderübergreifende Zusammenarbeit gelebt werden kann, dafür lieferte der 46köpfige Chor der Fantastikinder am deutsch-französischen Freundschaftstag einen klangvollen Beweis. Vor einem hochrangigen deutsch-französischen Publikum mit Vertretern aus Politik und Kultur, veranstaltet von der Académie de Strasbourg und dem Kultusministerium Baden-Württemberg, präsentierten sie Ende Januar in Colmar ihr selbst verfasstes Chanson „Es lebe l’amitié – Vive la Freundschaft“.
Entstanden ist das Musikstück eigens für das 60jährige Jubiläum des deutsch-französischen Freundschaftstags in einem zweisprachigen Schülerworkshop. Der lebhaft orchestrierte Reggae berichtet wechselweise auf Deutsch und Französisch davon, welche Werte und Ziele die beiden Länder verbinden und welche Chancen es bietet, im Wissen um die Vergangenheit miteinander in die Zukunft zu gehen und dabei stets offen für Neues zu bleiben. Auch der in Zusammenarbeit mit dem französischen Komponisten und Musiker Jean Nô erstellte Videoclip erlebte bei dieser Veranstaltung seine offizielle Premiere und führte dem begeisterten Publikum, darunter der Staatssekretär im Ministerium für Kultus, Jugend und Sport Baden-Württemberg Volker Schebesta MdL, eindrücklich den Schwung und die Begeisterung vor Augen, mit der die deutsch-französische Jugend diese Visionen angeht.
Die jungen Chorsängerinnen und Chorsänger des Stromberg-Gymnasiums und des Collège du Kochersberg in Truchtersheim waren sich der Ehre durchaus bewusst, mit ihrem selbstkomponierten Hit zur musikalischen Umrahmung der Zeremonie ausgewählt worden zu sein: „Schade nur, dass Monsieur Macron heute nicht da war!“, lautete danach auch einer der Schülerkommentare. Und so nahmen die deutsch-französischen Chormitglieder bereits durch den gemeinsamen Chorauftritt, das miteinander Singen, das aufeinander Hören, das Erarbeiten und das Einfügen choreografischer Elemente oder das geteilte Lampenfieber unmittelbar vor der Aufführung viele einander verbindende Erinnerungen an diesen ganz außergewöhnlichen Schultag mit.
Dass das gemeinsam Erlebte jedoch weit über die musikalischen und sprachlichen Lerneffekte hinausgeht, das zeigten schnell die persönlichen Rückblicke der Teilnehmenden auf ihren Kurztrip ins Elsass. Denn es waren hier gerade die kleinen zwischenmenschlichen Erlebnisse, die die 20 Vaihinger Jugendlichen aus den Klassenstufen 6 bis 10 im Gespräch mit ihren Begleitlehrerinnen Carmen Förnzler und Laura Ruoff besonders hervorhoben. Von der so freundlichen Aufnahme in den französischen Gastfamilien bei der dem Auftritt vorangehenden Übernachtung wurde da berichtet, vom überaus großen Interesse der Familien an der deutschen Sprache – manche wollten „sogar genau wissen, wie man Vaihingen korrekt ausspricht“, den überwiegend sehr guten Deutschkenntnissen der französischen Jugendlichen, von dem starken Gemeinschaftsgefühl während ihres – ganz à la française – zeitlich oft sehr ausgedehnten Abendessens in der jeweiligen Gastfamilie bis hin zu dem stolzen Gefühl auf sich selbst, diesen Sprung ins Nachbarland gewagt zu haben. Immerhin war es für die allermeisten die erste Übernachtung überhaupt auf französischem Boden, noch dazu alleine in einer für sie fremden Familie, in der letztlich – auch mit Anfängerfranzösisch – die Verständigung bei allen insgesamt gut geklappt hatte.
Das gute deutsch-französische Miteinander innerhalb der buntgemischten Schülergruppe wurde darüber hinaus bei der an die Zeremonie anschließenden Stadtrallye in Colmar gefördert. Hier entdeckten die Jugendlichen auf einer durch die französische Deutschkollegin Bernadette Gall bestens vorbereiteten, interaktiven Tour vom Office de tourisme am Museum Unterlinden über das Musée Bartholdi bis hin zum Marché couvert nicht nur einige Sehenswürdigkeiten, sondern kamen auch mit Einheimischen ins Gespräch.
Als typisch französisch erlebten die Vaihinger daneben das gemeinsame Pique-nique, das, von der Schulkantine des Collège du Kochersberg bereitgestellt, neben Baguette mit Schinken und Käse auch Chips und Kompott enthielt. Einziger Wermutstropfen beim gemeinsamen Mittagessen im Park blieben die kalten Außentemperaturen in Colmar, und so machte schnell die Frage die Runde: Warum nur hatten Charles de Gaulle und Konrad Adenauer den Élysée-Vertrag im Jahr 1963 im Januar und nicht beispielsweise im Juni geschrieben? Wahrscheinlich weil die beiden Herren es sich damals nicht hatten träumen lassen, dass in Folge des deutsch-französischen Freundschaftsvertrags einmal so zahlreiche grenzüberschreitende Schülerprojekte entstehen und Schülerbegegnungen stattfinden würden. Die Mitglieder des deutsch-französischen Fantastikinder-Projekts indes sind schon jetzt auf ein Wiedersehen bei einem nächsten grenzüberschreitenden Chorauftritt gespannt – bei hoffentlich wärmeren Außentemperaturen!
Bericht: Fö, Fotos: Fö/Rf
Das Video zum Chanson „Es lebe l’amitié – Vive la Freundschaft“ kann hier angesehen werden.