Den Funken entzündet und weitergegeben

Nie war die Vorfreude so mit Händen zu greifen wie dieses Mal: Schülerinnen und Schüler huschen in festlicher Kleidung durch die feierlich dekorierte Aula des Stromberg-Gymnasiums, aus dem Bereich hinter der Bühne ertönt der Klang von Instrumenten, auf denen sich die Musizierenden auf den Auftritt einstimmen. Eltern, Großeltern und Geschwister bahnen sich einen Weg durchs vorweihnachtliche Getümmel, auf der Suche nach einem Sitzplatz. Und es scheint, als hätte sich sogar der Heilige Petrus höchstselbst ganz besonders auf dieses Weihnachtskonzert gefreut. Immerhin hat er an diesem Abend einen weißen Schneeteppich auf dem Schulhof sowie den anliegenden Grünflächen ausgebreitet und das Schulhaus in winterlich klirrende Kälte gehüllt.

Kein Wunder: Es ist das erste Weihnachtskonzert seit 2019, wie Roland Wirth, stellvertretender Schulleiter des Stromberg-Gymnasiums, in seinen Begrüßungsworten betont. „In den vergangenen Wochen habt ihr für Klassenarbeiten gelernt und euch zusätzlich noch auf euren Auftritt heute Abend vorbereitet“, würdigt er das Engagement der Kinder und Jugendlichen gleich zu Beginn.

Und dass sich der Einsatz gelohnt hat, wird vom ersten Ton an deutlich. Den Auftakt macht wie immer der Chor der vier fünften Klassen unter Leitung von Barbara Hartmann und Thorsten Hohensee: Voller Inbrunst schmettern die Jüngsten am Stromberg-Gymnasium „Wieder naht der heil’ge Stern“ aus der Feder des zeitgenössischen österreichischen Komponisten Lorenz Maierhofer. Mit dem Weihnachtsklassiker „The little drummer boy“, runden sie ihren ersten Auftritt vor der gesamten Schulgemeinschaft souverän ab.

Während die 1941 ersonnene, rührende Geschichte des kleinen Trommlers von Anfang an als Weihnachtslied gedacht war, so wurde Georg Friedrich Händels „Wassermusik“ als musikalische Untermalung einer Schifffahrt des englischen Königs Georg I. auf der Themse im Sommer 1717 konzipiert. Mit seiner stimmungsvollen und sensiblen Darbietung einiger ausgewählter Auszüge, ebenfalls unter Leitung von Barbara Hartmann, beweist das Orchester des Stromberg-Gymnasiums jedoch: Auch ein Werk mit sommerlich-leichtem Hintergrund kann sich hervorragend in ein winterlich-weihnachtliches Ambiente einfügen.

Der Singtreff der Klassen 5 und 6 stimmt dann, angeleitet von Carmen Förnzler, wieder genuin weihnachtliches Liedgut an. In „Sei willkommen, Weihnachtszeit“ besingen die Schülerinnen und Schüler aus der Unterstufe beschwingt die Dinge, die für sie die Weihnachtszeit ausmachen: „helle Glöckchen“, „weiße Flocken“, „süße Waffeln“ oder „gespannt leuchtende Kinderaugen“. Zu den hellen Kinderstimmen brilliert Sehyun Kim (9b) am Klavier. Den Titel des zweiten Musikstücks, „Let my light shine bright“ lässt sich Carina Dunz (J2) nicht zweimal sagen: Dank ihres virtuosen Violinspiels erstrahlt das „Licht der Weihnacht“, so der Titel des dritten Beitrags, gleich nochmal so hell. Und auch das Publikum darf bei diesem Weihnachts-Quodlibet beherzt mit „We wish you a merry Christmas“ im Kanon miteinstimmen.

Nachdem die Pause Gelegenheit zum Gespräch und zur Erfrischung geboten hat, betritt der Chor conTakt die Bühne, ein gemeinsamer Chor der Jugendmusikschule Vaihingen und des Stromberg-Gymnasiums unter der Leitung von Gesangslehrerin Elvira Lessle. Der stimmgewaltige Singkreis spannt einen Bogen von besinnlichen Waisen wie „Have a nice day“, „So many stars“ und „Weihnacht, strahlendes Fest“ über das festliche „In dulci jubilo“ bis hin zum humoristisch-schwungvollen irischen Weihnachtslied „Christmas in the old man’s hat“. Den Hut als Solistinnen haben Carina Dunz, Franziska Liebers und Alicia Eckhardt auf, die in dieser Rolle ebenso überzeugen wie die übrigen Mitwirkenden. Mit einer Bitte, wie sie treffender zum Ausklang des Jahres 2022 nicht hätte gewählt werden können, verabschiedet sich das Ensemble: „Give us hope.“

In den letzten Beiträgen des Abends präsentieren auch die Big Band und das Orchester des Stromberg-Gymnasiums eine beachtliche Bandbreite unterschiedlicher Klänge. Beide Gruppen warten zunächst gemeinsam mit zwei Stücken aus dem Schaffen des im Jahr 2020 hochbetagt verstorbenen italienischen Komponisten Ennio Morricone auf: Bei „Gabriel’s Oboe“ aus dem Film „The Mission“ beweist Torsten Hohensee, Leiter der Big Band, dass die von ihm solistisch gespielte Oboe den Vergleich mit dem titelgebenden Instrument keineswegs zu scheuen braucht. Das höchst einfühlsam dargebotene „Love Theme“ aus „Cinema Paradiso“ erinnert die Konzertgäste sanft daran, dass Weihnachten auch das Fest der Liebe ist.

Mit diesen beiden gemeinsam mit Orchesterbegleitung vorgetragenen Klassikern der Filmmusik zeigt die Big Band bereits, dass es ihr spielend gelingt, den Schlüssel zum Herzen ihres Publikums zu finden und umzudrehen. Mit „Keys to the Heart“ von Larry Neeck bestätigt sie dies erneut eindrucksvoll. Ein Medley aus beliebten Weihnachtsliedern unter dem Motto „Swing the songs of Christmas“ bewirkt, dass die Besinnlichkeit zum Abschluss des Konzertabends einem fröhlich-beschwingten Weihnachtsgefühl weicht.

Der stellvertretende Schulleiter Roland Wirth kann angesichts der Fülle an stimmungsvollen Klängen nur resümieren: „Weihnachten ist unser Haus eingezogen. Man merkt: Es liegt in der Luft“. Orchesterleiterin Barbara Hartmann kommt noch einmal auf den Beginn des Konzerts zu sprechen, auf die Beiträge der Schülerinnen und Schüler aus Klassenstufe 5: „Ihr habt den Funken entzündet und ihn an alle, die nach euch kamen, weitergegeben.“ Bleibt zu hoffen, dass der Funke auch von den Konzertgästen durch die kalte Winternacht getragen wurde und die Vorfreude aufs große Fest weiter entfacht hat. Dann kann Weihnachten eigentlich nur schön werden. Auch 2022.

Bericht: Sy, Fotos: Er