Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufe 1 präsentieren Seminararbeiten – große Themenvielfalt
Nach einem Schuljahr war es endlich soweit – der Seminarkurs der diesjährigen Jahrgangsstufe 1 des Stromberg-Gymnasiums durfte am Dienstag, 12.07.2022, die erarbeiteten Themen vorstellen. Bei der Abendveranstaltung waren sowohl Eltern als auch Schülerinnen und Schüler sowie Lehrkräfte eingeladen. Der diesjährige Seminarkurs stand unter dem Titel „Fiktion und Realität“. Dabei duften die Schülerinnen und Schüler die Themen ihrer Seminararbeit frei auswählen. Sowohl bei der Themenwahl als auch bei der Ausarbeitung im weiteren Verlauf des Schuljahres bekamen sie Unterstützung von den beiden Seminarkursleitern Oliver Bertrams und Matthias Neulinger. Das Programm des Seminarkurses bestand aus einer Einführung in das wissenschaftliche Arbeiten, dem Erstellen einer Gliederung und dem schlussendlichen Verfassen der Arbeit.
Am Präsentationsabend machte Jon Buchmüller den thematischen Einstieg, mit einem „sehr politischen Thema“, wie die beiden Moderatorinnen des Abends, Nicole Seleznev und Anna Rogalla, ankündigten. Buchmüller hatte sich in seiner Arbeit mit dem Thema Populismus im Allgemeinen und am Beispiel der Partei Alternative für Deutschland (AfD) befasst. Doch um den gesamten Themenkomplex vorzustellen, war an jenem Sommerabend im Stromberg-Gymnasium gar keine Zeit. So hatten sich alle Teilnehmenden einen Unteraspekt ihrer Arbeit herausgesucht, welchen sie dann präsentierten. Buchmüller gab eine kurze Einführung in die Begrifflichkeit des Populismus und deren Auswirkungen auf die Gesellschaft; seine Präsentation endete mit einem kurzen Abriss über die Entstehungsgeschichte der AfD.
Bereits bei der zweiten Präsentation wurde eindrucksvoll die thematische Vielfalt der gewählten Themen deutlich. So hatte sich Joan Hanke in ihrer Seminararbeit der dissoziativen Identitätsstörung am Beispiel von Sybil Dorsett gewidmet. Hanke beschrieb die Kontroversität des bis heute stark umstrittenen Falles, über den 1973 ein Buch veröffentlicht wurde.
Lykka Ansel befasste sich in ihrer Arbeit mit Schizophrenie und den Fehlannahmen über die Krankheit. In ihrer Präsentation ging Ansel auf die historischen Wahrnehmungen der Krankheit in den letzten 120 Jahren ein. Nicht ausgelassen werden konnte dabei die massenhafte Stigmatisierung ab den 1930er Jahren bis 1945.
Einer sehr ernsten Thematik widmete sich auch Kiara Helber. Ihre Arbeit befasste sich mit den Zusammenhängen zwischen Kindesmissbrauch und späteren kriminellen Auffälligkeiten bei betroffenen Personen. Am Präsentationsabend konzentrierte sich Helber auf den Aspekt „Nature vs. Nurture“ (zu Deutsch: „Natur gegen Erziehung“). Dabei beschrieb sie die öffentliche Debatte unter Forschenden darüber, welcher Faktor den größeren Einfluss auf die Persönlichkeit des Menschen hat.
Weiter ging es mit einem ebenfalls psychologischen Thema: Theresa Lingner hatte sich in ihrer Seminararbeit mit sechs unterschiedlichen Traumatherapien beschäftigt. Sie griff sich die EMDR-Therapie heraus und stellte diese vor. Diese Therapie arbeitet mit schnellen Augenbewegungen. Lingner führte abschließend an, dass diese Therapieform alleine keine langfristigen Erfolge verzeichnen kann, vielmehr komme es auf die Kombination verschiedener Formen an.
Als Letzte vor der Pause war Annika Maulhardt an der Reihe. Sie hatte sich im zu Ende gehenden Schuljahr mit dem kulturmedialen Umgang mit dem Tod beschäftigt. In ihrer Präsentation ging sie auf den Umgang mit dem Tod im Mittelalter ein, der in dieser Zeit als „integraler Bestandteil des Lebens“ angesehen wurde und in allen Lebensbereichen stark präsent war, so Maulhardt.
In der Pause hatten die Gäste die Gelegenheit, die inhaltlich anspruchsvollen Themen bei einer Brezel und einem Getränk nachwirken zu lassen. Anschließend startete Moderatorin Nicole Seleznev mit ihrer Präsentation. Ihre Arbeit handelte von den Schönheitsidealen in einer westlich geprägten Konsumgesellschaft. Seleznev präsentierte am Abend verschiedene Schönheitsideale im Wandel der Zeit, von den 1950er Jahren bis in die Gegenwart, und arbeitete heraus, inwieweit diese vom jeweiligen Zeitgeist geprägt worden waren.
Mick Kohler hatte sich bei der Abfassung seiner Seminararbeit intensiv mit dem Mythos um Albert Speer befasst, der als Schlüsselfigur in der Zeit des Nationalsozialismus galt. In seiner Präsentation ging Kohler unter anderem auf das vermeintliche Attentat Albert Speers auf Hitler und auf die Nürnberger Prozesse ein.
Wie sie selbst zu Beginn feststellte, betrat Anna Rogalla mit ihrer Themensetzung einen neuen Bereich, nämlich einen „sehr technischen“. Konkret beschäftigte sie sich mit dem autonomen Fahren. Zunächst ging Rogalla auf die fünf Levels ein, in die das autonome Fahren – je nach Grad der Eigenständigkeit des Fahrzeugs – unterteilt wird. Darauf folgten ihre Ausführungen zu der gesellschaftlichen Akzeptanz der verschiedensten Technologien.
Als Zehnte und somit als Letzte präsentierte Nadja Mamier ihre Ausarbeitungen. Mamier beschäftigte sich mit der Entscheidungsfindung in der Justiz. Hauptsächlich klärte sie innerhalb ihrer Präsentation einige Sachverhalte, zum Beispiel den Unterschied zwischen Straf- und Zivilrecht, aber auch zwischen Anwalt und Pflichtverteidiger.
Damit war es geschafft: Nach guten zwei Stunden war der Präsentationsabend vorbei und das Jahr des Seminarkurses fast abgeschlossen. Am darauffolgenden Donnerstag fanden nur noch die Kolloquien statt. Bei den Kolloquien mussten die Schülerinnen und Schüler, analog zum mündlichen Abitur, ein 20 Minuten langes Fachgespräch zu den Themen ihrer Seminararbeit bestreiten.
Fazit: Im Verlauf des Seminarkurses war wieder einmal zu sehen, welche inhaltlichen Leistungen vollbracht werden können, wenn Schülerinnen und Schülern sowohl bei der Themensetzung als auch bei der Ausgestaltung der Arbeiten Freiraum gegeben wird.
Bericht und Foto: Jon Buchmüller