„The New Kid“ bringt den Bundessieg nach Vaihingen

Eine Gruppe aus sechs Schülerinnen des Stromberg-Gymnasiums in Vaihingen an der Enz hat beim Finale des Bundeswettbewerbs Fremdsprachen einen ersten Preis gewonnen. Mit der Präsentation ihres Films „The New Kid“ im Rahmen des Sprachenfests vom 23. bis 25. Juni in Potsdam überzeugten die Achtklässlerinnen die Jury voll und ganz: Mit 100 von 100 möglichen Punkten fiel das Ergebnis eindeutig aus. „Ich kann nur sagen: Well deserved!“, befand Michael Remmy, Leiter des Wettbewerbs, am Samstagvormittag bei der Preisverleihung.

In ihrem zehnminütigen, englischsprachigen Film „The New Kid“ stellen Leni Bollmoor, Ann-Sophie Fabritius, Joleen Jordan, Emily Kotzmann, Julia Süß und Juliane Wöhr die Geschichte der fiktiven Schülerin Alyssa dar. Alyssa kommt in eine neue Klasse und wird dort wegen ihrer sexuellen Orientierung zunächst abgelehnt. Anführerin bei den Attacken gegen sie ist Vanessa, die selbst unter mangelndem Selbstwertgefühl zu leiden scheint. Mitschülerin Layla erkennt schließlich ihr Fehlverhalten und setzt sich zum Ziel, ihre Freundinnen von ihrer Sichtweise zu überzeugen.

Der Film endet mit zwei unterschiedlichen Möglichkeiten, wie der Konflikt befriedet werden könnte. Der Zuschauer kann das für ihn passende Ende selbst wählen. „Wir haben uns bewusst gegen ein einfaches Happy End entschieden, weil wir das Publikum zum Nachdenken anregen möchten“, so die Schülerinnen. „Mit unserem Film möchten wir darauf aufmerksam machen, dass jeder Mensch lieben darf, wen er möchte, und die Diskriminierung einer Person nie der richtige Weg ist.“

Mit „The New Kid“ hatte die Gruppe bei dem Fremdsprachenwettbewerb bereits auf Landesebene einen ersten Preis gewonnen und sich damit für das Bundesfinale qualifiziert. Vor der Bundesjury mussten drei von ihnen nun folgende Aufgaben erfüllen: Möglichst kreativ in die Handlung einführen, anschließend einen aussagekräftigen Teil ihres Films vorspielen und zu guter Letzt noch die Fragen der Jurorinnen beantworten. Die achteten bei ihrer Bewertung – natürlich – auf die sprachliche Qualität des Beitrags, aber auch auf die Kreativität der Darbietung, die Aussagekraft des gewählten Filmausschnitts – und darauf, wie gut die Schülerinnen inhaltlich und sprachlich auf ihre Fragen eingingen.  

Zu Beginn der Präsentation betonte Leni Bollmoor die Aktualität der Themen Zugehörigkeit und Mobbing aufgrund der sexuellen Orientierung. Anschließend führten Ann-Sophie Fabritius und Joleen Jordan eine Szene auf, die nicht Teil des Films ist, sondern die sich die Gruppe eigens für das Bundesfinale ausgedacht hatte und die den Film ergänzt: Layla, der die Attacken gegen Alyssa zunehmend missfallen, ruft bei einer psychologischen Beratungsstelle an. Am Telefon bespricht eine Ärztin Möglichkeiten mit ihr, wie sie der gemobbten Mitschülerin den Rücken stärken kann.

Diese Szene setzten Joleen Jordan als Anruferin Layla und Ann-Sophie Fabritius als beratende Ärztin mit großem schauspielerischem Talent und ebenso großer Empathie wie Konzentration um. Anschließend folgte der gewählte Filmausschnitt: Bestärkt durch den Rat der Ärztin redet Layla den Mobberinnen ins Gewissen und leistet somit einen entscheidenden Beitrag zur Lösung des Konflikts.

Im darauffolgenden Kolloquium legten die Schülerinnen überzeugend dar, wie sich das Interesse an dem von ihnen gewählten Thema aus Erfahrungen in ihrem persönlichen Umfeld entwickelt hatte. Zutiefst beeindruckt zeigten sich die Jurorinnen – drei erfahrene Englischlehrerinnen aus unterschiedlichen Bundesländern  – auch von den sprachlichen Fähigkeiten der Achtklässlerinnen. Joleen hatte sich diese durch einen mehrjährigen Aufenthalt mit ihrer Familie in den USA erworben. Ann-Sophie profitiert nach eigenem Bekunden sehr vom Besuch des bilingualen Profils am Stromberg-Gymnasium. Leni hat ihre Ausdrucksfähigkeit durch regelmäßige englischsprachige Lektüre und den Genuss von amerikanischen Fernsehserien im Original trainiert.

Freudestrahlend nahmen die sechs Schülerinnen am Samstagmorgen ihre Siegerurkunden entgegen. „Wir haben uns schon sehr über das positive Feedback der Jury und des Publikums bei unserer Präsentation gefreut. Jetzt sind wir mega glücklich über unseren ersten Preis“, erklärten die frisch gekürten Siegerinnen. „Diese Auszeichnung zeigt uns auch, wie sehr unser Thema ‚Mobbing und Ausgrenzung aufgrund der sexuellen Orientierung‘ nicht nur uns, sondern auch andere Menschen beschäftigt.“

Schulleiterin Katja Kranich übermittelte umgehend ihre Glückwünsche an die Siegergruppe des Stromberg-Gymnasiums: „Die Teilnahme in Potsdam war schon eine echte Auszeichnung“, so Kranich. „Ein bundesweit erster Preis mit 100 von 100 Punkten ist einfach nur noch spitzenklasse. Ich freue mich riesig für unsere Schülerinnen und meine beiden Lehrkräfte über diese Auszeichnung.“ Die Lehrkräfte Lena Usländer und Christoph Schüly, welche die Schülerinnen bei ihrer sehr eigenständigen Projektarbeit betreuten und berieten, hatten sie nach Potsdam begleitet und freuten sich mit ihnen.

Was die Mädchen mit dem stolzen Preisgeld von insgesamt 600 Euro – 200 Euro für den Landessieg plus 400 Euro für den Bundessieg – vorhaben? Auf jeden Fall möchten sie ihren Erfolg mit einer gemeinsamen Unternehmung feiern, zum Beispiel mit einem Ausflug in den Europa-Park. Und sie könnten sich durchaus vorstellen, wieder einmal einen Filmbeitrag zum Bundeswettbewerb Fremdsprachen einzureichen. Ein neues Thema, für das sie brennen, wird sich sicher finden.

Info: Der Bundeswettbewerb Fremdsprachen wird seit 1979 jährlich von der gemeinnützigen GmbH Bildung und Begabung ausgeschrieben und vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert. In der Kategorie „TEAM Schule“ besteht die Aufgabe darin, ein selbst verfasstes Theaterstück, einen selbst erstellten Film oder ein Hörspiel von maximal zehn Minuten Länge in einer oder mehreren Fremdsprachen einzusenden. Thematisch bestehen keine Grenzen. Die Gewinner aus den einzelnen Bundesländern präsentieren ihren Beitrag beim Bundesfinale im Rahmen des Sprachenfests.

Ein weiterer erster Preis ging in diesem Jahr an das Sächsische Landesgymnasium Sankt Afra in Meißen für den Beitrag „Wer zu hoch fliegt, landet tief“. Mit dem Elisabeth-Selbert-Gymnasium Filderstadt und dem Hermann-Hesse-Gymnasium Calw sind zwei weitere Schulen aus Baden-Württemberg unter den Preisträgern.

Bericht und Fotos: Sy