„In den vergangenen zehn Jahren kam es noch nie vor, dass eine einzige Schule in einem Wettbewerbsdurchlauf so erfolgreich war“, sagt Paolo Vetrano, Referent am Regierungspräsidium Stuttgart und Landeskoordinator des Bundeswettbewerbs Fremdsprachen für Baden-Württemberg. „Erneut ist zu sehen, was entstehen kann, wenn man Schülerinnen und Schülern den Freiraum gibt, in Eigenregie ihre Stärken weiterzuentwickeln“, sagt Schulleiterin Katja Kranich – und sieht sich in ihrem pädagogischen Ansatz bestätigt. Bei den siegreichen Schülerinnen und Schüler ist die Freude so groß, dass sie sich gar nicht so recht in Worte fassen lässt. Denn: Alle drei Gruppen aus Klassenstufe 8 des Stromberg-Gymnasiums, die einen Filmbeitrag zum Bundeswettbewerb Fremdsprachen eingereicht haben, haben auf Landesebene einen Preis gewonnen.
Das bedeutet, es stehen zwei wichtige Termine ins Haus: Angesichts des großartigen Erfolgs aller drei Gruppen wird die Verleihung der Landespreise am 7. Juli am Stromberg-Gymnasium stattfinden. Erwartet werden dazu rund 200 Besucherinnen und Besucher aus ganz Baden-Württemberg. Und bereits rund zwei Wochen vorher, am 24. Juni, wird die Siegergruppe ihren Film beim Sprachenfest in Potsdam der Bundesjury vorstellen.
Der Film „The New Kid“ der Achtklässlerinnen Leni Bollmoor, Ann-Sophie Fabritius, Joleen Jordan, Emily Kotzmann, Julia Süß und Juliane Wöhr war der Landesjury einen ersten Preis wert. Im Mittelpunkt der Handlung steht die fiktive Schülerin Alyssa. Sie kommt in eine neue Klasse und wird dort wegen ihrer sexuellen Orientierung zunächst nicht akzeptiert. Mitschülerin Layla kommt schließlich zur Besinnung und versucht, ihre Freundinnen davon zu überzeugen, dass sie das Mädchen nicht länger schikanieren sollten. Der Film endet mit zwei unterschiedlichen Möglichkeiten, wie der Konflikt befriedet werden könnte. Der Zuschauer kann das für ihn passende Ende selbst wählen. „Wir haben uns bewusst gegen ein Happy End entschieden, weil wir das Publikum zum Nachdenken anregen möchten“, erklärt Joleen. Aufgabe der Schülerinnen beim Sprachenfest in Postdam wird es sein, die Entstehung des Films möglichst kreativ zu veranschaulichen, aussagekräftige Szenen vorzustellen und Fragen der Bundesjuroren zu ihrem Kreativprodukt zu beantworten.
Auch die zweite Gruppe hat mit ihrer Entscheidung für Themen, die heute viele Jugendliche beschäftigen, ins Schwarze getroffen. Ihr Film „The Problems of the Youth“ wurde von der Landesjury mit einem zweiten Preis bedacht. Die Hauptpersonen dieses Films, der in einer psychiatrischen Klinik spielt, lernen im Lauf der Handlung, mit Essstörungen, Schizophrenie, Identitätskrisen und durch soziale Medien ausgelösten Minderwertigkeitsgefühlen umzugehen. Auch angesichts der sich entwickelnden Freundschaft unter den Jugendlichen endet der Film optimistisch. Andreea Brumar, Manuela Schmidlin Kitzig, Laura Trokter und Marla Werr ermutigen zudem zum Schluss ihres Werks Gleichaltrige explizit dazu, bei Bedarf psychiatrische Hilfe in Anspruch zu nehmen. In ihrem Freundes- und Bekanntenkreis habe das Thema „Mentale Gesundheit“ eine immer größere Rolle gespielt, berichten die vier Jugendlichen, was durch die Pandemie noch verstärkt worden sei. Deshalb hätten sie sich auch in ihrem Film damit befasst.
Eine fantasievolle und spielerische Herangehensweise wählten Maria Artinger, Jovin Besserer, Alisa Cords, Sarah-Marie Röder und Sophia Zeeb. In ihrem Film „Written Wishes“ erzählt die Französischlehrerin Sara Lance ihrer Klasse eine Geschichte aus ihrer eigenen Jugend, rund um einen geheimnisvollen Stift: Das Schreibwerkzeug erfüllt die Wünsche, die man mit ihm aufschreibt. Damit führt sie ihren Schützlingen den Wert wahrer Freundschaft vor Augen und gibt ihnen als Botschaft mit auf den Weg: „Du kannst erreichen, was du willst, wenn du nur an dich selbst glaubst!“ Dieser Film wurde von der Landesjury mit einem Anerkennungspreis gewürdigt. Anerkennungspreise werden für Filme vergeben, die keinen der ersten Preise ergattert haben, nach Ansicht der Jury aber so gelungen sind, dass sie auf jeden Fall eine Auszeichnung verdient haben.
Den großen Erfolg der Jugendlichen wertet Schulleiterin Katja Kranich auch als Bestätigung für das Differenzierungsangebot zur Begabungsförderung am Stromberg-Gymnasium, in dessen Rahmen die Filme entstanden sind. Dabei erhalten Schülerinnen und Schüler Raum, interessengeleitet und ohne Notendruck in selbstgewählten Projekten ihre Stärken zu vertiefen.
Während zwei der drei Gruppen sich nun auf die Landespreisverleihung am Stromberg-Gymnasium am 7. Juli freuen und schon einmal über die Verwendung des Preisgelds nachdenken dürfen, arbeiten die Gewinnerinnen des ersten Preises intensiv an der Präsentation ihres Films „The New Kid“ am 24. Juni vor den Bundesjuroren in Potsdam. Macht sich schon Nervosität bemerkbar? „Wir versuchen, uns nicht zu sehr unter Druck zu setzen“, zeigen sich die sechs Schülerinnen gelassen. „Aber natürlich wäre es toll, wenn unser Film auch die Bundesjury überzeugen würde.“
Info: Der Bundeswettbewerb Fremdsprachen wird seit 1979 jährlich von der gemeinnützigen GmbH Bildung und Begabung ausgeschrieben und vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert. Die Aufgabe besteht darin, einen selbst erstellten Film oder ein Hörspiel von maximal zehn Minuten Länge in einer oder mehreren Fremdsprachen einzusenden. Thematisch bestehen keine Grenzen.
Bericht und Foto: Sy