Und trotzdem: Der Friede wird kommen

Stromberg-Gymnasium geht Bildungspartnerschaft mit Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V. ein

Noch vor wenigen Wochen hat Schulleiterin Katja Kranich die Frage beschäftigt: „Wie erkläre ich unseren Schülerinnen und Schülern und ihren Eltern, dass wir gerade jetzt eine Bildungspartnerschaft mit dem Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge eingehen?“ Im Lauf der vergangenen Jahre habe sie die pädagogischen Angebote des Volksbunds immer mehr schätzen gelernt, insbesondere dessen Unterstützung bei der Friedensreise, die Schülerinnen und Schüler der Klassenstufe 9 des Stromberg-Gymnasiums alljährlich für drei Tage ins Elsass führt. Dort besuchen sie historische Denkmäler des Ersten und Zweiten Weltkriegs und dokumentieren ihre Beobachtungen und Erfahrungen in einer Projektarbeit. Der Zusammenarbeit mit dem Volksbund einen offiziellen Rahmen zu geben, sei somit die logische Konsequenz gewesen. Mit dem Ausbruch des Krieges in der Ukraine habe sich zudem „jede Erklärung erübrigt. Jedem einzelnen dürfte klar geworden sein, warum eine solche Bildungspartnerschaft Sinn ergibt“, so Kranich während der feierlichen Unterzeichnung der Vereinbarung am vergangenen Freitag. 

 „Die Frage ‘Braucht’s das noch?‘ wird heute nicht mehr gestellt werden“, zeigte sich auch Oliver Wasem, Landesgeschäftsführer des Volksbunds Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V., überzeugt. Er war gemeinsam mit seinem Bildungsreferenten Sebastian Steinebach zur Unterzeichnung nach Vaihingen gekommen und gab einen kurzen Überblick über die Aufgaben des Volksbunds. Dazu gehören zuvörderst und im Auftrag der Bundesregierung die Anlage und Pflege von Kriegsgräberstätten in 46 Staaten – auch in Russland und der Ukraine. „Meine Gedanken sind bei unseren Mitarbeitern in Kiew, von denen drei als Reservisten eingezogen wurden“, erklärte Wasem und unterstrich damit seine unmittelbare Betroffenheit von den Kriegsereignissen. Gerade die jüngsten Geschehnisse in der Ukraine verdeutlichten die Bedeutung von Kriegsgräbern als Lernorten der Geschichte. Das an solchen Lernorten vorhandene Wissen müsse an die nächsten Generationen weitergegeben werden, so Wasem.

Welche Ergebnisse die Wissensvermittlung an einer Gedenkstätte zeitigen kann, machten Maya Nistrea und Moritz Tornow aus der Jahrgangsstufe 2 deutlich. „Als wir am Hartmannsweilerkopf in Frankreich die engen Schützengräben durchquerten, konnten wir die Panik und die Ängste, welche die Kämpfenden empfanden, spüren“, erinnerte sich Moritz. Auch wenn die momentane Situation „traurig, wütend und ohnmächtig“ mache und ein Ende des Krieges noch nicht in Sicht sei: „Der Friede wird kommen“, zeigte sich Maya zuversichtlich. Beide werteten die Bildungsparnerschaft als „gute Grundlage für viele gemeinsame Projekte, die genau in diese Richtung führen“. 

Das Stromberg-Gymnasium ist nunmehr eine von sechs Schulen in Baden-Württemberg mit einer solchen Bildungspartnerschaft. Einer Partnerschule wird bei Anfragen an den Volksbund Priorität eingeräumt, beispielsweise wenn sie eine der vier Jugendbegegnungs- und Bildungsstätten des Volksbunds in Deutschland, Belgien, Frankreich und den Niederlanden besuchen möchte. Gleiches gilt, wenn sie um Unterstützung bei einem Unterrichtsprojekt bittet, wie es im vergangenen Schuljahr am Stromberg-Gymnasium stattgefunden hat. Unter dem Motto „Widerstand – Résistance“ setzte sich die Klassenstufe 10 fächerübergreifend mit den Biografien von Widerstandskämpfern auseinander und verfasste fiktive Tagebucheinträge, Briefe und Innere Monologe. 

Für einen würdigen Rahmen der feierlichen Unterzeichnung sorgten die musikalischen Beiträge. Den Anfang machten die Fantastikinder des Stromberg-Gymnasiums mit einem aktuellen Videoclip, den sie gemeinsam mit ihrer französischen Partnerklasse des Collège du Kochersberg in Truchtersheim erstellt hatten. Hier boten sie mit voller Inbrunst das Musikstück „Et pourtant – Und trotzdem“ aus der Feder des französischen Musikers Jean Nô dar. Das Lied erzählt von zwei jungen Männern, die im Krieg gegeneinander kämpfen und eigentlich Brüder sein könnten. Livia Kniep aus der Klasse 8b vermittelte mit ihrem ergreifenden selbst verfassten Popsong „Share Your Fears“ die Botschaft, dass sich Ängste leichter ertragen lassen, wenn sie mit jemandem geteilt werden. Waren beide Beiträge an Aktualität schwer zu übertreffen, so bestand zwischen ihnen noch eine weitere Gemeinsamkeit: Bei allem Bewusstsein für den Ernst der Lage vermittelten sie auch Hoffnung und Zuversicht.

Bericht: Sy, Fotos: Er

„Et pourtant – Und trotzdem“ – ein aktueller Videoclip der Fantastikinder des Stromberg-Gymnasiums, der 
gemeinsam mit ihrer französischen Partnerklasse entstanden ist.