„Anders“ kann auch „anders schön“ sein

(Sy) Kein Abitur ohne Motto: Die Abiturienten des Stromberg-Gymnasiums hatten sich für „The Golden Twenties: Mit uns der Boom – nach uns die Krise“ entschieden. Damit, dass die Krise sie so schnell einholen würde, hätte wohl niemand von ihnen gerechnet. Dennoch: Die 60 Absolventen nahmen in der vergangenen Woche ihr Zeugnis entgegen – in äußerst würdigem Rahmen.

Dank der Anstrengungen des Organisationsteams hatte sich der Schulhof derart verwandelt, dass er nicht mehr wiederzuerkennen war: Für die Abiturienten und ihre Eltern standen mit weißen Tüchern bedeckte Stehtische bereit, im Zentrum des stilvoll geschmückten Platzes war ein roter Teppich ausgerollt. Als dann bei herrlichstem Abendsonnenschein die ersten Gäste in festlicher Kleidung eintrafen, wehte geradezu ein Hauch von Hollywood über das Schulgelände.

Angesichts von so viel Feierlichkeit resümierte Schulleiterin Katja Kranich: „Damit ist bewiesen, dass ‚anders‘ nicht immer ‚schlechter‘ sein muss, sondern auch ‚anders schön‘ sein kann.“ Überhaupt gewann Kranich der derzeitigen Situation auch Positives ab. So sah sie ihre bisherigen Schützlinge etwa durch die Krise mit einem besonders hohen Maß an Resilienz ausgestattet. Dementsprechend wünschte sie ihnen, „dass ihr euch vor allem durch die eine oder andere Sinnkrise nicht entmutigen lasst – in dem Bewusstsein, dass eine Krise immer auch die Chance auf Veränderung in sich trägt.“

Wie viel an Veränderung die Schulzeit über all die Jahre hinweg mit sich gebracht hatte, darauf richtete Scheffel-Preis-Trägerin Jule Vater das Augenmerk. Sie betonte die Entwicklung, die sie und ihre Mitschüler „von unseren kleinen Fünft-Klässler-Ichs bis zum heutigen Stand“ hingelegt hätten. So hätten sie ihre Selbstständigkeit sowie die Fähigkeit zur Selbstorganisation weiterentwickelt, das Kurzzeitgedächtnis trainiert und an Selbstvertrauen gewonnen. Auch wenn Abifahrt, Abistreich und Abiball nun der Krise zum Opfer gefallen seien – unterkriegen ließen sie sich davon nicht, versicherte Vater. Jetzt gerade gelte es, sich bewusst zu machen, was es heiße, gemeinsam hier zu stehen: „Es bedeutet, wir haben unser Abitur geschafft. Und ich finde, dass wir darauf einfach mal stolz sein sollten!“

Der Stolz auf die Leistungen ihres Nachwuchses war auch den Eltern anzusehen, für die stellvertretend Markus Rösler ans Mikrofon trat. Auch er sah trotz der gegenwärtigen Situation viel Grund zu Optimismus und endsandte die jungen Erwachsenen mit einem beherzten „Fliegt, fliegt, fliegt hinaus“ ins Leben nach der Schule. Seinen guten Wünschen schloss sich Peggy Gustmann an, welche die Schülerinnen und Schüler im Namen des Fördervereins zum bestandenen Abitur beglückwünschte.

Bei der anschließenden Zeugnisausgabe strahlte eine junge Frau ganz besonders, als sie über den roten Teppich schritt: Tabea Klaschka, die im Lauf ihrer Schulzeit viele Veranstaltungen des Stromberg-Gymnasiums mit musikalischen Darbietungen auf höchstem Niveau veredelt hatte, erzielte mit einer Durchschnittsnote von 1,1 das beste Ergebnis des Jahrgangs. Sie und viele weitere Abiturientinnen und Abiturienten freuten sich zudem über einen der zahlreichen Preise, die für herausragende  Leistungen in unterschiedlichen Bereichen vergeben wurden. Ein besonderes Lob hielt Schulleiterin Kranich für Ansam Tamim, Daniel Gáspár und Kenan Khauto bereit, die vier Jahre zuvor mit geringen Deutschkenntnissen ihren Weg am Stromberg-Gymnasium in einer Vorbereitungsklasse begonnen hatten. Nun hielten sie ihr Abiturzeugnis in den Händen. 

So geehrt und beglückwünscht setzten die 60 jungen Menschen anschließend – um die Metapher des Elternvertreters Rösler aufzugreifen – zum Flug an: In eine für viele noch ungewisse, aber hoffentlich erfolgreiche und glückliche Zukunft.  

Alle Preise im Überblick:

Scheffel-Preis: Jule Vater
Preis des Vereins Deutsche Sprache für das beste Deutschabitur: Chiara Meierhofer
Buchpreis der Deutschen Physikalischen Gesellschaft (DPG): Felix Fleischle, Theo Müller
Jahresmitgliedschaft der DPG für besondere Leistungen im Fach Physik: Daniel Gáspár, Paul Glaser, Christian Lichtermann
Mathematikpreis der Deutschen Mathematiker-Vereinigung: Daniel Gáspár
Preis des Fördervereins für besondere Leistungen im Fach Bildende Kunst: Janina Maulhardt
Schulleiter-Peisch-Preis für besondere Leistungen in zwei Fremdsprachen: Johanna Dietz
Preis der Buchhandlung blessings4you für besondere Leistungen im Fach Englisch: Ellis Maute
Preis der Buchhandlung blessings4you für besondere Leistungen im Fach Geschichte: Aimé Schikora
Preis des Notenversands Kurt Maas für herausragende Leistungen im Fach Musik: Tabea Klaschka
Paul-Schempp-Preis der evangelischen Landeskirche Württemberg: Aimé Schikora
Ökonomiepreis des Verbands Südwestmetall für besondere Leistungen im Fach Wirtschaft: Ellis Maute
Preis der Gesellschaft Deutscher Chemiker: Julia Bässler
Chemie-Preis der Firma Dr. Hartmann: Felix Fleischle
Sonderpreis für besonderes Engagement in der Schule: Caprice Mayer, Paul Glaser, Aimé Schikora, Timo Vogel
E-fellows-Stipendium für Abiturienten mit einem Schnitt von 1,5 und besser: Julia Bässler, Johanna Dietz, Johanna Herm, Lara-Celine Honeck, Tabea Klaschka, Jana Kühnle, Chiara Meierhofer, Ellis Maute
Sonderpreis der VR-Bank für Schüler, die einst eine Vorbereitungsklasse besucht haben: Ansam Tamim, Daniel Gáspár, Kenan Khauto