(Sy) – Nicht nur Plätzchen und Glühwein gehören zur Adventszeit. Zwischen vorweihnachtlichen Klängen schallt Werbung aus allen Lautsprechern, und unter ehrlich gemeinte Wünsche mischen sich Floskeln, hinter denen sich die wahren Gedanken der Sprecher verstecken. Denkanstöße hierzu lieferten die Theater-AGs des Stromberg-Gymnasiums am Dienstag- und Mittwochabend mit zwei bissigen Satiren.
Je ungenießbarer ein Produkt, desto wichtiger eine vollmundige Reklame, ohne Rücksicht auf Verluste – so die Quintessenz des Stücks „Creative Center“. Mit dieser Persiflage auf Konsumwerbung, frei nach Gerhard Polt und Hanns Christian Müller, gewährten die Schülerinnen und Schüler der Unterstufen-AG ihrem Publikum einen satirischen Einblick in den Entstehungsprozess eines Werbespots. Anton Burgstahler (7c) brillierte in der Rolle des öligen Geschäftsmanns Berlinghoff, der sein Produkt, den „rosaroten Fertigschmeck“, bestmöglich beworben wissen möchte. Joschua Hettler (8b) überzeugte als cholerischer Kreativ-Direktor Sam Ismeier, der, je nach Laune seines Auftraggebers, blitzschnell seine Meinung ändert und für seinen Werbespot immer neue potenzielle Hauptdarstellerinnen aufmarschieren lässt, bis die Dirndlträgerin Chantal (Julissa Plazibat, 7a) schließlich die begehrte Rolle erhält.
Würde man dem Personal der Werbeagentur – dem Assistenten Günther (Emil Ebner, 7b), der Sekretärin Babsi (Nelly Goldmann, 7a) und der Kamerafrau Jenny (Sinja Ansel, 6b) – an dieser Stelle von Herzen eine Pause gönnen, so fangen die Probleme erst an: Während alle Darsteller des Werbespots die vermeintlichen Vorzüge des „rosaroten Fertigschmecks“ anpreisen – „glutenfrei, laktosefrei und völlig geschmacksneutral, fördert Wohlbefinden, Haarwachstum und macht dich pumperlg’sund“ – gelingt es der Hauptdarstellerin nicht, die widerwärtige Speise wenigstens so lange bei sich zu behalten, bis der Spot im Kasten ist. Dies macht, zur Belustigung des Publikums, unzählige Wiederholungen des Drehs erforderlich. Das junge Ensemble meisterte dabei spielend die Herausforderung, selbst die subtilsten Elemente der Satire – so wird das Produkt etwa „im praktischen Wegwerfdöschen aus kompostierbarem Altmüll“ geliefert – herauszuarbeiten. Und auch der letzte Seitenhieb der Autoren saß: Die sich übergebende Chantal wird von den beiden Hauptverantwortlichen, die sich bereits dem nächsten Projekt zuwenden, unbarmherzig ihrem Schicksal überlassen.
Nach der Pause hieß es: Bühne frei für die Mittel- und Oberstufen-AG. Sie hatte den Einakter „Der Stuhl“ von Hans-Peter Tiemann einstudiert. An dem unscheinbaren Sitzmöbel entzündet sich ein Konkurrenzkampf zwischen den äußerst seriös wirkenden Herren Trimborn und Krull. Dieser wird zunächst höchst zuvorkommend geführt: So überboten Patrick Daubner (J1) und Raoul Klohr (10c) einander virtuos an ausgesuchten Höflichkeiten, obwohl doch beide Charaktere den Stuhl liebend gerne für sich beanspruchen würden. Mit dem angeblichen Stuhlsammler Schwidulsky, dessen Verschlagenheit von Moritz Tornow (10a) sehr überzeugend dargestellt wurde, nimmt ein verworrenes Ränkespiel seinen Lauf. Dieses spitzt sich zu, als sich Frau Dr. Henriette von Witzleben zu dem hinterhältig-munteren Trio gesellt, deren Schrulligkeit von Romy Grötsch (9b) hervorragend zur Geltung gebracht wurde. Als sie erklärt, der Stuhl sei von der „marokkanischen Wanderstuhlzecke“ befallen, die „für eine Aushöhlung vom Po her“ sorge, nimmt das unheilvolle Geschehen seinen Lauf – und endet in der völligen Zerstörung des Stuhls. Besonders bemerkenswert: Allen Beteiligten gelang es scheinbar mühelos, die Falschheit der Charaktere, deren Gedanken sich stets von ihren Äußerungen unterscheiden, deutlich werden zu lassen. Zu entscheiden, was der heiß umkämpfte Stuhl nun symbolisieren soll, blieb letztlich dem Publikum überlassen.
Mit ihrem Talent und ihrer Freude am Spiel leisteten die weit über 20 jungen Schauspielerinnen und Schauspieler allesamt einen Beitrag zu einem Theaterabend, der so spannend wie reich an Pointen war. Umrahmt wurden die Darbietungen von Mike Grutke und Julius Schrickel (beide 10c), die ansprechende Bühnenbilder gestaltet hatten und dafür sorgten, dass der Rückprojektionsbeamer stets die passenden Bilder lieferte, musikalische Einsprengsel zur rechten Zeit einsetzten und das Bühnengeschehen jederzeit aufs Vorteilhafteste ausgeleuchtet war. Dorothea Schwilk hatte mit ihrer langjährigen Erfahrung als Leiterin beider Ensembles alle Fäden fest in der Hand und lieferte durch die Auswahl der Stücke manchen Impuls zum Nachdenken über die bevorstehenden Feiertage.