Im Rahmen einer dreitägigen Exkursion haben Schülerinnen und Schüler der 9. Klassen des Stromberg-Gymnasiums den Friedensbegriff mit ihren Konzepten, Wünschen und Forderungen gefüllt. Anlässlich der Feier zum 100jährigen Jubiläum des „Volksbunds deutscher Kriegsgräberfürsorge“ hatten sie nun die Gelegenheit, die Ergebnisse ihrer „Friedensreise“ zu präsentieren.
Noch vor wenigen Monaten waren sie inmitten der zahllosen Grabeskreuze gestanden, auf dem einstigen Schlachtfeld des Ersten Weltkriegs am Hartmannsweilerkopf, einer Bergkuppe in den Südvogesen. Sie durchquerten die engen Schützengräben, vorbei an verrosteten Drahtzäunen und gewaltigen Granattrichtern und spürten sie die Panik und die Ängste, die die Kämpfenden auf beiden Seiten angesichts des nahenden Todes empfanden.
Diese intensiven Erlebnisse haben sich bei den Jugendlichen tief eingeprägt. Nachdem sie ihren Mitschülern bereits im Klassenverband von ihren Erfahrungen berichtet hatten, sollte ihnen nun auch der Auftritt auf der großen Bühne nicht verwehrt bleiben: Der „Volksbund deutscher Kriegsgräberfürsorge e.V.“, der das Projekt alljährlich großzügig finanziell unterstützt, hatte die Jugendlichen zur Feier seines 100-jährigen Jubiläums in den baden-württembergischen Landtag eingeladen.
Diesen Rahmen nutzten die Projektteilnehmerinnen und -teilnehmer nun selbstbewusst, um zu verdeutlichen, „wie furchtbar Krieg und wie schön Frieden sein kann“, so der 15-jährige Felix in seiner Begrüßungsrede. Aus dem Geschichtsunterricht wisse er schon einiges über die beiden Weltkriege. Doch dies sei alles sehr abstrakt gewesen. Durch die Erkundung der historischen Stätten und durch das Gespräch mit Zeitzeugen habe er zum ersten Mal nacherleben können, welch schreckliche Folgen ein Krieg für die Menschen haben könne.
Auf der Bühne transportierten die Schülerinnen und Schüler theatralisch ihre Gedanken und Gefühle mit dramatischer Musik, bildhaften Gesten und eindringlichen Worten. Am Ende ihres szenischen Auftritts fassten sie sich an den Händen und richteten lautstark ihren Friedensappell an die etwa 500 geladenen Gäste, darunter zahlreiche Politikerinnen und Politiker:
In Zeiten, in denen nationalistische und rechtspopulistische Kräfte überall in Europa wieder stärker würden, dürfe sich all das, was am Hartmannsweilerkopf geschehen sei, niemals wiederholen. Der Friede müsse unbedingt gewahrt werden. Dazu gehöre nicht nur der Verzicht auf Gewalt, sondern auch der engagierte Einsatz für den Klimaschutz.
Landtagspräsidentin Muhterem Aras drückte im Anschluss ihre Begeisterung für die Performance der Schülerinnen und Schüler aus. Sie bezeichnete die Inszenierung als regelrechten Gänsehautmoment. Und auch Europaminister und VdK-Landesvorsitzender Guido Wolf (CDU) bedankte sich ausdrücklich bei den Schülerinnen und Schülern.
„Auch wir sind sehr stolz auf den Mut der Schülerinnen und Schüler zum Auftritt der Schülerinnen und Schüler auf der großen Bühne“, so die beiden begleitenden Lehrkräfte Michael Hofer und Nora Oehmichen. Die Friedensreise solle auch künftig ein wichtiges Element der Demokratie- und Werteerziehung am Stromberg-Gymnasium sein.
Einen Bericht über die Redebeiträge im Rahmen der Jubiläumsfeier, zu denen neben den Begrüßungsworten von Europaminister Guido Wolf (CDU), sowie von Landtagspräsidentin Mutherem Aras (Grüne), auch der Festvortrag von Emeritus Professor Gerd Krumeich gehörte, der der Frage nach dem Trauma der Niederlage von 1918 auf den Grund gegangen war, finden sie in der Pressemitteilung des Landtags.
Hintergrund: Der Volksbund deutsche Kriegsgräberfürsorge erhält und betreut Gräber der Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft im Ausland, hilft Angehörigen bei der Gräbersuche und entwickelt die Kriegsgräberstätten weiter zu Lernorten der Geschichte.
Bericht: Michael Hofer
Fotos: Landtag Baden-Württemberg / Volksbund deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V.