Abiturienten auf dem Weg in die Freiheit

(Hx) Am vergangenen Dienstag hatte das bange Warten für 70 Abiturienten und Abiturientinnen des Vaihinger Stromberg-Gymnasiums endlich ein Ende: Im feierlichen Rahmen durften sie nach harter Arbeit in der festlich geschmückten Schulaula ihre Reifezeugnisse in Empfang nehmen.

Sehnsüchtig hatten die Schülerinnen und Schüler den Tag herbeigesehnt, an dem sie – getreu dem diesjährigen Motto „Abi lookin‘ for freedom“ – aus der Schule in die Freiheit aufbrechen dürfen. Dazu passend präsentierten sie sich auf schwarzweißen Häftlingsfotos, das verfremdete Schullogo erinnerte mit Mauer und Stacheldraht unverkennbar an Alcatraz.

Sie könne sich jedoch kaum vorstellen, dass die Abiturienten damit aussagen wollten, ihnen sei die Schulzeit wie ein Gefängnisaufenthalt vorgekommen, wandte Schulleiterin Katja Kranich gleich zu Beginn mit einem Augenzwinkern ein. In ihrer humorvollen Ansprache begab sie sich daher auf die Suche nach der wahren Bedeutung der Gitterstäbe im Abilogo. Handele es sich dabei vielleicht eher um die Stäbe einer Drehtür, die als Pforte ins Leben gedeutet werden kann? Oder um Teile eines Bauzauns, eines Gartentors oder einer Stuhllehne? Obwohl sich von allen Beispielen Parallelen zum Schulabgang der Abiturienten ziehen ließen, blieb schlussendlich jedoch nur eine Deutung übrig: In Wahrheit seien die umklammerten Stäbe Teil eines innerhalb der letzten acht Jahre gefüllten Reisekoffers, mit dem die Schüler nun ihre Reise in die Freiheit antreten. Bei allem Witz gemahnte Kranich schlussendlich aber auch an die Verantwortung der Schüler, die aus der Freiheit erwachse und sich in diesen Tagen mehr denn je aufdränge.

Nicht nur die Schule, sondern gleich den gesamten Planeten ließ Scheffel-Preis-Trägerin Sandy Scheday in ihrer Abschlussrede hinter sich, indem sie die Abiturienten mit der Besatzung eines Raumschiffes verglich, die acht Jahre gemeinsam gereist sei, nun aber in die Weiten des Universums vorstoße. Bei ihrem teils humorvollen, teils wehmütigen Rückblick auf die vergangenen Jahre wurde schnell deutlich, dass die Schulzeit von den Abiturienten keineswegs durchgängig als düsterer Gefängnisaufenthalt empfunden wurde. Sehr ernst fiel jedoch Schedays Blick in die Zukunft aus, welche „unserer Generation gigantische Gestaltungsmöglichkeiten bietet und die Welt gleichzeitig […] vor eine der größten Herausforderungen stellt“. Da besonders der Klimawandel eine beunruhigende Entwicklung darstelle, überreichte Scheday allen Lehrern einen kleinen Baumsetzling, mit der Bitte, diesen an geeigneter Stelle einzupflanzen und so ein Zeichen für mehr Nachhaltigkeit zu setzen. Ihr sei klar, dass sie und ihre Mitschüler zukünftig „an Weggabelungen kommen, die Entscheidungen von uns verlangen, denen wir manchmal nicht gewachsen sein werden“. Sie alle seien jedoch von ihren Lehrerinnen und Lehrern bestens für das weitere Leben ausgestattet worden – sei es in Hinblick auf die Fremdsprachkompetenz oder die Reflexionsfähigkeit.

Gute Ratschläge erhielten die Abiturienten von Frau Eidam und Frau Rudnau, die stellvertretend für alle Eltern des Jahrgangs sprachen. Aus den 97 Ratschlägen aus Matt Haigs Roman „Ich und die Menschen“ hatten sie die 17 wichtigsten ausgewählt, die sie den Schülern mit auf den Weg geben wollten. Dazu zählte zum Beispiel auf Kopf, Herz und Bauch zu hören, statt auf Befehle, oder nicht cool zu sein, wenn es auf Wärme ankomme. Dem schloss sich auch Peggy Gustmann an, welche die Schülerinnen und Schüler im Namen des Fördervereins zum bestandenen Abitur beglückwünschte.

So ausgestattet mit liebevollen Ratschlägen und lobender Anerkennung durften die Schüler schließlich ihr Reifezeugnis in Empfang nehmen. Bei der Vergabe der Preise für die Jahrgangsbesten in verschiedenen Fächern und Kategorien zeigte sich, dass die Preise in diesem Jahr besser verteilt als in früheren Jahren waren. So konnten sich besonders viele Schüler über eine der begehrten Auszeichnungen freuen. Als Jahrgangsbeste wurde Anna Steinbrich geehrt, die damit die Chance auf ein Stipendium der Studienstiftung des deutschen Volkes erhält. Besonderes Lob sprach Kranich den Geschwistern Krista und Claudio Barragán Schlagenhauf aus, die vor drei Jahren als VKL-Schüler mit kaum vorhandenen Deutschkenntnissen am Stromberg-Gymnasium gestartet waren und nun ohne Probleme ihr Abitur bestanden haben.

Bei der Schulleitung sowie allen Lehrerinnen und Lehrern bedankten sich die Abiturienten großzügig und in aller Form mit Blumen- und Weinpräsenten und auch Hausmeister Helmut Dörner und die Sekretärinnen Gabi Hofmann und Sabine Kreth gingen nicht leer aus. Allen zusammen sei es zu verdanken, dass die Abiturienten ihre Schulzeit so gut gemeistert haben.

Untermalt wurde der Abend mit äußerst stimmungsvollen musikalischen Beiträgen der Abiturientinnen Anna Steinbrich (Querflöte), Aline Mory (Geige) und Stephanie Geltner (Baritonsaxophon), die allesamt den Neigungskurs Musik belegt hatten und nun, begleitet von Carmen Förnzler am Klavier, ihr außergewöhnliches Können unter Beweis stellten. Einen runden Abschluss gewann der Abend durch die stufeneigene Band, welche David Hasselhoffs „Looking for freedom“ zum Besten gab und so schwungvoll in den gemütlichen Teil des Abends überleitete.

Alle Preise im Überblick:

Scheffel-Preis: Sandy Scheday
Preis des Vereins Deutsche Sprache für das beste Deutschabitur: Sandy Scheday
Buchpreis der Deutschen Physikalischen Gesellschaft (DPG): Rebecca Stephan
Jahresmitgliedschaft der DPG für besondere Leistungen im Fach Physik: Leon Baric, Max Buchholz, Niklas Müller, Fabian Schmid
Mathematikpreis der Deutschen Mathematiker Vereinigung: Jessica Blum
Preis des Fördervereins für besondere Leistungen im Fach Bildende Kunst: Lina Meyer
Schulleiter-Peisch-Preis für besondere Leistungen in zwei Fremdsprachen: Franziska Meng
Preis der Buchhandlung blessings4you für besondere Leistungen im Fach Geschichte: Florian Rottner
Preis der Buchhandlung blessings4you für besondere Leistungen im Fach Musik: Aline Mory
Musik-Preis des Notenversands Kurt Maas: Stephanie Geltner
Paul-Schempp-Preis der evangelischen Landeskirche Württemberg: Samuel Marek
Ökonomiepreis des Verbands Südwestmetall für besondere Leistungen im Fach Wirtschaft: Florian Rottner
VfS-Abiturpreis Wirtschaftswissenschaften vom Verein für Socialpolitik: Samuel Marek
Preis für die beste Leistung im Fach Gemeinschaftskunde: Lina Meyer
Preis der Gesellschaft Deutscher Chemiker: Lina Meyer
Chemiepreis der Firma Dr. Hartmann: Lina Meyer
Sonderpreis für besondere Leistung im Fach Englisch: Anna Steinbrich
Sonderpreis für besonderes Engagement in der Schule: Claudio Barragán Schlagenhauf, Krista Barragán Schlagenhauf, Leon Baric, Max Buchholz, Samuel Marek, Kian Rizza, Florian Rottner, Fabian Schmid
E-fellows-Stipendium für Abiturienten mit einem Schnitt von 1,5 und besser: Anna Steinbrich, Lina Meyer, Rebecca Stephan, Samuel Marek
Vorschlag für die Studienstiftung des deutschen Volkes: Anna Steinbrich, Lina Meyer