(Hx, Sy) In der vergangenen Woche präsentierten Kursstufenschülerinnen und -schüler des Vaihinger Stromberg-Gymnasiums an drei Abenden die Ergebnisse ihrer Seminarkursarbeiten. Bei insgesamt zwanzig Vorträgen aus zwei verschiedenen Seminarkursen kam richtiggehende Hochschulatmosphäre auf: eigene Studien wurden präsentiert, wissenschaftliche Positionen gegeneinander abgewogen, globale Vorbilder auf die eigene Nahumgebung angewandt.
Ein Jahr lang hatten sich die Schülerinnen und Schüler im Vorfeld eigenständig mit den selbst gewählten Themen beschäftigt, Literatur gewälzt, Gliederungen erstellt und überarbeitet, bis sie schließlich im Mai ihre fertigen Seminarkursarbeiten abgeben konnten. Aus diesen Arbeiten stellten sie nun einen ausgewählten Aspekt vor, der Einblick in ihre methodische Herangehensweise geben und zugleich ihre Präsentationsfähigkeit unter Beweis stellen sollte.
„A world of words – Eine Welt voller Worte“ lautete das Leitthema des zum Teil bilingualen Seminarkurses, in dessen Rahmen die Schüler ihren persönlichen Interessen und Neigungen gemäß ein individuelles Arbeitsthema wählen konnten. Dementsprechend vielfältig, informativ und auch unterhaltsam waren die Vorträge, die das Thema zum Teil aus der sprach- und literaturwissenschaftlichen Perspektive angingen, zum Teil aber auch einen eher naturwissenschaftlichen Schwerpunkt setzten.
So beschäftigte sich ein Vortrag in englischer Sprache mit der Bedeutung von Sprache für die wissenschaftliche Erkenntnisgewinnung. Ein weiterer behandelte die spannende Frage, weshalb bislang keine Kommunikation mit intelligenten Lebewesen von anderen Planeten möglich ist. Einige Präsentationen ließen den Zuhörer in fiktionale Welten eintauchen und beleuchteten, wie Handlung Sprache im Stummfilm ersetzt, oder diskutierten die Gesellschaftsfähigkeit der Sprache „Klingonisch“ aus den Star-Trek-Filmen. Wieder andere griffen hochaktuelle Themen wie Populismus oder den manipulativen Charakter von Werbung auf. Ein Schüler legte dar, wie sehr das Fehlen der richtigen Worte – etwa nach einem Schlaganfall – die Betroffenen in einer „Welt voller Worte“ herausfordert.
Auch im nicht bilingualen Seminarkurs, der unter dem Titel „Luft und Raum“ stand, wurde das Thema kaleidoskopartig aufgefächert. Die optimale Nutzung des uns zur Verfügung stehenden Raums wurde beispielsweise in Vorträgen zu Grünen Städten, Hochhäusern oder Bauen im Bestand hinterfragt, anhand von Beispielen wie Singapur oder dem von Peter Zumthor entworfenen Kolumba-Museum wurden Vor- und Nachteile abgewogen und Impulse für die Zukunft gewonnen. Während der Vortrag zur Landschaftsfotografie den künstlerischen Umgang mit dem Raum betonte, stand in den Seminararbeiten zur Klarinette oder Atemnot der Aspekt Luft im Vordergrund.
Doch nicht nur thematisch, sondern auch methodisch waren viele Seminararbeiten originell und interessant. Eigene Studien, bei denen die gesamte Familie eingespannt wurde, kamen bei der Suche nach der optimalen Trainingsmethode im Ausdauersport zur Anwendung, während eine andere Schülerin Mitschnitte der Ballettinszenierungen von Cranko und Neumeier bis ins Detail verglich.
Erstmalig nahmen an den Seminarkursen auch Schülerinnen und Schüler teil, die in den vergangenen Jahren die Vorbereitungsklasse (VKL) des Stromberg-Gymnasiums besucht hatten. Ihre Vorträge über den arabischen Segelschifftypus Dau oder die Stummfilmära zeugten vom Ehrgeiz und Talent der Schülerinnen und Schüler, die erst seit wenigen Jahren in Deutschland leben. Besonders eindrücklich und emotional beanspruchend war der Vortrag eines VKL-Schülers über „Ethics in Journalism“, der die fotografische Kriegsberichterstattung kritisch hinterfragte. In der kommenden Woche müssen die Schülerinnen und Schüler nun noch in einem Kolloquium beweisen, dass sie sich vertieft mit ihrem Thema befasst haben. Anschließend dürfen sie sich darüber freuen, einen wichtigen Schritt in Richtung eines erfolgreichen Hochschulstudiums gegangen zu sein.
INFORMATION
Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufe 1 (Klasse 11) haben in Baden-Württemberg die Möglichkeit, einen Seminarkurs zu besuchen, der im Abitur als „Besondere Lernleistung“ angerechnet werden kann. Der Seminarkurs beginnt im ersten Halbjahr der Kursstufe, umfasst drei Wochenstunden und dauert ein Jahr. Die Bewertung setzt sich u.a. aus den Bestandteilen Unterrichtsnote, Präsentation, schriftliche Ausarbeitung (20-30 Seiten) und Kolloquium zusammen. Ziel des Seminarkurses ist, Arbeits-, Präsentations- und Kooperationstechniken zu trainieren sowie das wissenschaftliche Erarbeiten eines Themenschwerpunkts zu erlernen, um den Anforderungen eines Hochschulstudiums gewachsen zu sein. Am Stromberg-Gymnasium besteht die Möglichkeit, den Seminarkurs bilingual zu absolvieren und ein entsprechendes Zertifikat zu erwerben, wobei Ausarbeitung, Präsentation und Kolloquium auf Englisch erfolgen müssen.