Als Beifahrer auf dem Weg nach Spanien

Das Stromberg-Gymnasium begab sich beim diesjährigen Sommerkonzert in südliche Gefilde

Unter dem Motto „Sonidos hispánicos“ (Spanische Klänge) hatte das Stromberg-Gymnasium am vergangenen Freitag zum diesjährigen Sommerkonzert geladen und die zahlreichen Besucher auf eine abwechslungsreiche musikalische Reise mitgenommen. Wer bei diesem Motto nur an heiße Flamenco-Rhythmen oder Sommerhits wie „Macarena“ gedacht hatte, wurde schnell eines Besseren belehrt.

Doch wie kommt man am schnellsten von Vaihingen nach Spanien? Ganz einfach: als Beifahrer! Ohne Umschweife luden die Schülerinnen und Schüler der Klassenstufe 6 die Gäste mit George Ezras aktuellem, auf einem Barcelona-Trip entstandenen Hit „Shotgun“ ins Auto und brausten unter der heißen Sonne davon. Instrumental begleitet wurden sie von Oberstufenschülern und der Differenzierungsgruppe der Klassen 5 und 6.

Als Entrée in die mit Spanien verbundene klassische Musik servierte das Orchester unter der Leitung von Barbara Hartmann einen Ausschnitt aus „Carmen“, einer französischen Oper von Georges Bizet, deren tragische Handlung um Liebe und Eifersucht, Begehren und Pflichtgefühl allerdings in Spanien, genauer gesagt in Sevilla spielt. Das Orchester präsentierte von den heute weltberühmten Themen ein Medley mit Ausschnitten aus dem virtuosen Prélude (Ouvertüre), dem Torerolied und dem Intermezzo, das Bizet als Ruhepunkt wie ein Liebesbekenntnis zwischen dem zweiten und dritten Akt eingefügt hat. Hier konnte das Orchester mit einer wunderbaren Klangbesetzung aufwarten: Hannah Hirzel (Harfe), Anna Steinbrich (Soloflöte), Aline Mory (Solovioline), Anselm Mory und Laura Stubbe (Solobratsche) und Maxime Klein (Soloklarinette) musizierten mit ihren instrumenteneigenen Klangfarben einen wunderbaren Spannungsbogen, in dem sich die Instrumente zu einer Gefühlsbewegung vereinen, um wieder auseinanderzugehen. Dabei zeigten die jüngsten Mitglieder des Orchesters aus Klassenstufe 5 mit ihrem konzentrierten Zusammenspiel, dass sie als Nachwuchskünstler in der Lage sind, in die großen Fußstapfen langjähriger Orchestermitglieder zu treten, für die das diesjährige Sommerkonzert den letzten großen Auftritt darstellte.

Die berühmte „Sarabande“ von Georg Friedrich Händel fand als spanischer Tanz ihren Platz im Programm. Mit der Bearbeitung von Jan van der Goot ließ das Orchester das 16-taktige d-moll-Thema mit zwei Variationen erklingen, begleitet von Phuong-Vy Ho am Cembalo. In einem experimentellen Crossover schlossen sich unmittelbar daran zwei überraschende Soli an: Stephanie Geltner (Baritonsaxofon) und Simon Czauderna (Trompete) spielten zu den Akkorden des Cembalos freie Improvisationen, in denen beide Instrumente ihre jeweils extrem tiefe und hohe Stimmlage nutzten, um die harmonischen Säulen farbenreich und sehr nuanciert in einem neuen Licht erscheinen zu lassen.

Solistin Hannah Hirzel gelang es im Anschluss, die Zuhörer durch ihr zartes Harfenspiel zu faszinieren. Bei „Paso Doble“ von Bernard Andrès fühlte man sich, als säße man in einem kleinen spanischen Dorf in den lauen Abendstunden an einem einsamen Brunnen, dessen Wasser wie die sanften Töne dahinplätschert. Unterstützt durch den Mittel- und Oberstufenchor präsentierte das Orchester abschließend das aus Kuba stammende Lied „Guantanamera“, begleitet von Kian Rizza an der Conga.

Während in der ersten Hälfte des Konzerts die ruhigen Klänge dominierten, zeigte die Hip-Hop-Formation „Fame“ der Vaihinger Tanzschule „Dance Company“ eindrucksvoll, dass spanische Klänge auch deutlich feuriger sein können. Mit ihrer innovativen Mischung aus Latino-Tanzschritten und modernem Hip-Hop-Style heizte die Truppe, der auch Stromberg-Schülerinnen angehören, den Zuschauern mächtig ein und beeindruckte durch enorme Synchronität in den schnellen Bewegungsabläufen.

Nicht weniger eindrucksvoll präsentierten sich die drei äußerst talentierten Gitarristen Eduard Holzäpfel (8a), Tom Mirhadi (9b) und Elias Betz (Gast), die hochkonzentriert und mit viel Gefühl die Stücke „Rumores de la Caleta“ und „Oriental“ darboten. Eduard Holzäpfel brillierte im Anschluss mit dem anspruchsvollen „Bolero“ von Cees Hartog.

Beim Doris-Day-Klassiker „Que será“ schlüpfte Abiturientin Katharina Brose in die Rolle der Ich-Erzählerin und präsentierte den Song mit gewohnt warmer, klarer Stimme. Unterstützt durch den von Carmen Förnzler geleiteten Mittel- und Oberstufenchor durfte im Refrain auch das Publikum mit einstimmen in den spanischsprachigen Rat, alles einfach einmal auf sich zukommen zu lassen.

Dazu passend empfahlen die stimmlich und choreografisch gut aufeinander eingespielten Mädchen beim anschließenden Latin-Standard „One note samba“, sich im Leben zunächst einmal auf den Grundton, gewissermaßen auf das Wesentliche zu konzentrieren und nicht zu oft Ausflüge in fremde Tonarten zu unternehmen oder sich von Oberflächlichkeiten ablenken zu lassen.

Mit „Blue Bossa“ präsentierte auch die stets beliebte Big Band des Gymnasiums unter der Leitung von Eva Volckmann einen weiteren Jazz-Standard mit Bossa-Nova-Rhythmen. Swing-Feeling kam dagegen bei „Just A Gigolo (I Ain’t Got Nobody)“ auf, einem Stück aus ursprünglich zwei Liedern, das durch Louis Primas Medley in den 50ern bekannt wurde. Einen schwungvollen Abschluss fand das Konzert mit den Latin-Klängen des Hits „Tequila“, dessen dynamischer Aufbau die Zuschauer endgültig vom lauschigen Dorfplatz wegriss und mit viel Energie in den warmen Frühsommerabend entließ. Selbstverständlich nicht, ohne die Big Band vorher noch unter tosendem Applaus zu einer Zugabe zu bewegen.

Auch dank der Moderation von Ana-Marija Percic und Juan Lohrer und der gewohnt zuverlässigen Arbeit der Technik-AG konnten die Gäste auf einen rundum gelungenen Konzertabend zurückblicken, für den Schulleiterin Katja Kranich abschließend nur lobende Worte fand. Gleichzeitig schloss sie sich dem Bedauern der Fachschaft Musik an, die an diesem Abend den „Verlust“ von vielen langjährigen Ensemble-Mitgliedern beklagen musste, die in Bälde mit dem Abiturzeugnis die Schule verlassen. Den Abiturientinnen Aline Mory und Katharina Brose (Violine), Laura Stubbe (Viola) und Leonie Buck (Querflöte) dankte Orchesterleiterin Barbara Hartmann für ihr Mitwirken im Orchester, Stephanie Geltner (Baritonsaxophon, Trompete) wurde schweren Herzens aus der Big Band verabschiedet und auch Anna Steinbrich (Querflöte) wird zukünftig in Chor und Orchester schmerzlich vermisst werden. Allen Abiturientinnen wünscht das Stromberg-Gymnasium alles Gute für die Zukunft und dass sie die Liebe zur Musik nie verlieren!

Bericht: Hx
Fotos: Be