Was ich mit einem 10€-T-Shirt noch kaufe!

Schüler der Differenzierung des Stromberg-Gymnasiums informieren sich über Kleidungsherstellung und deren Konsequenzen

Dass bei 10€ für ein T-Shirt nicht unbedingt auf faire Arbeitsbedingungen und Löhne bei der Produktion geachtet worden sein kann, ist inzwischen fast jedem Konsumenten klar. Aber wie viel eigentlich wirklich an der Produktion von Kleidung hängt, das durften vergangenen Dienstag die Schüler der Differenzierung „Future Fashion“ in einem dreistündigen Workshop mit der Femnet-Referentin Lena Geisel erfahren.

Zunächst ging es dabei um ganz Grundlegendes: Welche Stationen gibt es zum Beispiel bei der Entstehung einer Jeans? Dazu bekamen die Schüler Karten zur sogenannten textilen Kette und durften sich auf einer imaginären Weltkarte anordnen. Die Baumwollherstellung findet so beispielsweise oft in Usbekistan in Asien statt, die Fadenherstellung dann in Pakistan, die Färbung und Veredelung des Stoffes in Indien, das Nähen der Jeans in China und der Verkauf dann in Deutschland und die Entsorgung am Ende des Jeanslebens in Holland oder je nach Zustand sogar in Afrika. So reist eine Jeans mit dem Label „hergestellt in China“ nicht nur die knapp 9000km vom Land der Mitte nach Stuttgart, sondern oft bis zu 50.000km im Laufe ihres Lebens, 1 ¼ mal um die Erde. Dass dann bei einem Endpreis von 10€ nicht nur die Arbeiter und v.a. Arbeiterinnen der Nähfabriken schlecht wegkommen, sondern auch die Umwelt, da beispielsweise eine sachgerechte Handhabung und Entsorgung der Färbemittel oder anderer Chemikalien für eine knitterfreie Jeans eben aufwendiger ist, war den Stromis schnell klar. Doch wie stressig die sogenannte „Fast Fashion“, die schnell wechselnde, billig produzierte und auf häufigen Konsum ausgerichtete Mode, für die Arbeiterinnen in den Nähfabriken wirklich ist, durften die Schüler in einer Simulation selbst erleben. In zwei „konkurrierenden“ Nähfabriken produzierten die Schüler mit Schere und Tesa unter einem herrischen Aufseher Jeans aus Papier in Akkordarbeit. 10 Minuten lang trat den Schülern dabei der Schweiß auf die Stirn, um so schnell wie möglich, so viele Jeans wie möglich zu produzieren, damit der „Großauftrag“ rechtzeitig erfüllt werden konnte. „Hättet ihr euch getraut, in diesen 10 Minuten auf Toilette zu gehen?“, fragte danach Lena Geisel in der anschließenden Reflexionsphase. „Nein!“, lautete das einheitliche Urteil der Schüler, „Die anderen Arbeiter waren ja von meinem Schritt abhängig und hätten nicht weiterproduzieren können. Außerdem hab’ ich mich viel zu beobachtet und unter Druck gefühlt.“ Dass es den Arbeiterinnen, deren ganze Familie oft von dem Arbeitsplatz abhängig ist, unter viel schlechteren Arbeitsbedingungen kaum anders gehen wird, war so leicht vorstellbar.

Dass es aber auch anders geht, zeigte sich im zweiten Teil des Workshops. Dort stellte Geisel Alternativen vor, wie eine ökologische und faire Produktion aussehen und wie man diese erreichen könnte. Dass das eigene Konsumverhalten dabei eine große Rolle spielt, aber man das Engagement in Kampagnen eben auch nicht unterschätzen darf, war eine der zentralen Aussagen dabei. Denn die großen Kleidungskonzerne wie H&M oder Zara, die die größten Umsetzer von „Fast Fashion“ sind, könnten sehr leicht durch andere Prioritätensetzung bei der Auftragsvergabe steuern, welche Produktionsbedingungen unterstützt würden. Als Konsument reiche da manchmal auch schon, in den Geschäften öfter nachzufragen, ob auch faire, ökologische Mode, z.B. mit dem FairWear- oder GOTS-Siegel, erhältlich seien, damit diese die Nachfrage danach spürten und ihre Auftragsvergabe änderten.

Bericht: Ann-Kathrin Helfert