„We can’t change the world, but we can create awareness“

An immer mehr Orten auf der Welt ist atmen gesundheitsschädlich

„Stop breathing – it can damage your health!“ – der Titel der diesjährigen Theaterproduktion des achtköpfigen Theaterensembles aus Nairobi, das am vergangenen Montag im mittlerweile 5. Jahr am Stromberg-Gymnasium zu Gast war, ist wörtlich zu verstehen. In der kenianischen Hauptstadt gebe es so gut wie keine Raucher, erfährt das Publikum, das bloße Einatmen der schadstoffhaltigen Luft reiche schon aus, um benommen zu werden: „Forget about the Feinstaubalarm in Stuttgart!“

Warum Luft und Landschaft in Deutschlands bzw. Europas Städten vergleichsweise so sauber sind und in Nairobi bzw. anderen kenianischen und afrikanischen Megacities so verschmutzt, ist eine der Fragen, der die Produktion des Hope Theatre auf den Grund geht. Die Antwort lautet kurz und prägnant: Die Europäer haben hohe Umweltstandards und leben gut davon, dass diese Standards in weiten Teilen der Welt ignoriert werden – dort, wo europäische Firmen dann billig diejenigen Waren produzieren können, die wir beispielsweise bei Textildiscountern wie Primark zu lächerlichen Preisen käuflich erwerben.

Wir alle tragen durch unseren Lebensstil zur globalen Schieflage bei: Der Kauf von Kleidung oder Handys geschieht nicht im „luftleeren Raum“ – indem, und je nachdem wie und was wir konsumieren, treffen wir jeden Tag moralische Entscheidungen, nehmen wir Einfluss auf Mitmenschen und natürliche Ressourcen. In diesem Bereich des Globalen Lernens zu bilden und Bewusstsein zu schaffen, sich nicht einlullen zu lassen von Leuten, die behaupten, das derzeitige kapitalistische System sei „eben alternativlos“ – dafür treten die Schauspielerinnen und Schauspieler der Hope Theatre Nairobi seit mittlerweile 9 Jahren in beeindruckend lebendiger an.

In der anschließenden Gesprächsrunde nutzten die Schülerinnen und Schüler der Klassenstufe 10 reichlich die Gelegenheit, ihre Fragen in englischer Sprache ans Ensemble loszuwerden und mit den Künstlern ins Gespräch zu kommen. So erfuhren sie nicht nur, dass die Grundschule in Kenia 8 Jahre dauert, dass einige der jungen Ensemblemitglieder jüngst Eltern geworden sind, und dass Maultaschen zu den schwäbischen Lieblingsgerichten der Schauspieler gehören – sondern auch, dass die Gruppe aus Nairobi in Deutschland leider auch immer wieder rassistische Diskriminierung erfahren muss. So wurden sie mehrmals nicht in Diskotheken oder Clubs hineingelassen – kamen sie am folgenden Tag zusammen in Begleitung weißer Freunden wieder, gestaltete sich der Einlass problemlos.

Das Ensemble beendete das angeregte Gespräch mit einem Kompliment an ihr Publikum und das Stromberg-Gymnasium: „An eure Schule kommen wir jedes Jahr besonders gerne – ihr seid offen, interessiert und lasst euch ein. Bewahrt das!“

Bericht: Nora Oehmichen