Stromberg-Schüler setzen sich vor Beginn des Projektes „Schule als Zukunftsstaat“ mit Betriebsvorschriften auseinander.
Etwa 80 Schüler und Lehrer des Stromberg-Gymnasiums versammelten sich in der Woche vor den Faschingsferien, um sich als Betriebsleiter über Fleischsteuern, richtiges Händewaschen und eine unfallsichere Verkabelung der Betriebsgeräte zu informieren. Dies war die letzte vorbereitende Sitzung aller Betriebsleiter, bevor am 26. Februar am Stromberg-Gymnasium das Großprojekt „Schule als Zukunftsstaat“ startet und sich nach 1,5 Jahren Vorbereitung die Tore des neuen Vaihinger Staates „Future-SG“ öffnen.
Schon Anfang Februar saß die Projektgruppe aus knapp 40 Schülern wieder einmal zusammen und bereitete in enger Zusammenarbeit mit den gewählten Vertretern der Regierung die letzten Details für die Projektwoche und die Betriebsleitersitzung vor. Dort konnte man zum Beispiel den Wirtschaftsminister Raphael Rössler aus der J1 beobachten, wie er mit seiner Stufenkollegin und Betriebs-Arbeitskreis-Leiterin Lina Meyer über den Umgang mit den Arbeitslosen diskutierte, oder auch die Innenministerin Nafiye Aküzerk (J1), die sich mit dem Politik-Arbeitskreis-Leiter Florian Rottner (J1) über den Aufbau der Polizei und des Innenministeriums beriet. Die Höhe der Raumpachten für die Klassenzimmer im Staatsgebiet musste dabei beispielsweise genauso festgelegt werden wie die Gesetze, die für die nun staatlich subventionierte Presse und die Mülltrennung gelten sollten.
Schließlich konnten die Ergebnisse vor den Faschingsferien auch an die Betriebsleiter der über 60 Unternehmen des Zukunftsstaates weitergegeben werden. Gut die Hälfte der Schülerbetriebe sind dabei gastronomisch ausgerichtet und versprechen vielfältige Verpflegung für jeden Geschmack. Von Bäckereien wie dem „Backparadis“ oder „Sweet Dreamland“ über italienische Nudelgerichte bei „Pasta Pasta“ oder Burger beim „Stromiking“ bis hin zu mexikanischen Spezialitäten bei „La Käsadilla“ ist im „Future-SG“ für alle etwas dabei. Wie im realen Leben jedoch auch, gelten im Stromberg-Staat ebenfalls strikte Betriebsvorschriften, was die Hygiene gerade in der Gastronomie betrifft. Die schuleigene Sozialarbeiterin Jenny Hissler, selbst bezüglich Hygienevorschriften zertifiziert, lieferte den Betriebsleitern deshalb eine kurze Einführung in das A und O der Hygiene bei der Lebensmittelherstellung und dem –verkauf. Gleich darauf folgte dann auch die Sicherheitsbelehrung durch den Betriebe-Arbeitskreis. So erfuhren die Schüler, wie sie Stolperfallen im Betrieb vermeiden können, wie viele und welche Geräte sie an eine Steckdose hängen dürfen, ohne dass die Sicherung herausfliegt, und was im Notfall zu tun ist.
Die Umsetzung dieser Vorschriften wird während der Projektwoche – ebenfalls wie im realen Leben – kontinuierlich von einem sogenannten Wirtschaftskontrolldienst überprüft, nachdem der Aufbau des Unternehmens durch den staatseigenen TÜV aus der Physiklehrerin Cornelia Brauer und dem erfahrenen Hausmeister Helmut Dörner am ersten Tag der Woche zertifiziert wurde. Bei den Kontrollen winken jedoch auch Preise, zum Beispiel für besonders nachhaltig orientierte Unternehmen. Heiße Anwärter darauf sind beispielsweise das Unternehmen „Glas to go“, das Essen ressourcenschonend in Gläsern verkauft, oder der Betrieb „Aus alt mach neu!“, der durch sogenanntes Upcycling Gebrauchtes neu in Szene setzt. Wer generell Müll vermeidet und nachhaltige Produkte einkauft, kann im „Future-SG“ jedoch auch viel Geld sparen. Mit Mehrheit hatte das Parlament des Zukunftsstaates schon im Dezember eine Plastiksteuer und eine Fleischsteuer verabschiedet, um Anreize für nachhaltiges Wirtschaften zu schaffen. Da die Aufnahme des „Future-SG“ in die EU jedoch noch aussteht, müssen Waren aus dem „Ausland“, den Vaihinger Supermärkten, über den Zoll eingeführt werden, wo sie dann je nach Nachhaltigkeit und Ressourceneffizienz besteuert werden.
Besucher des Staates dürfen sich im „Future-SG“ jedoch nicht nur auf Kulinarisches freuen, sondern auch auf ein vielfältiges Unterhaltungsprogramm. Neben Dienstleistungen für die Betriebe selbst, die von Werbefirmen wie dem „fliegenden Einhorn“ oder Unternehmensberatungen innerhalb der „Future-Centralbank“ angeboten werden, findet sich eine ganze Bandbreite an Dienstleistern. Man kann sich beispielsweise vom stellvertretenden Schulleiter einen Kurzhaarschnitt verpassen lassen, sich im Fotostudio mit neuer Frisur ablichten und beim Speeddating verkuppeln lassen. Wer will, kann dann im Standesamt um die Ecke auch gleich den nächsten Schritt wagen und sich für die Dauer der Projektwoche trauen lassen. Von Casino, Kino und Disco über Fifa-Lounge bis hin zur Tanzschule und zum Tischtennistraining ist für Unterhaltung in Hülle und Fülle gesorgt. Aber auch kulturell hat das „Future-SG“ mit dem Jugendzentrum „Heartbeat“, dem Kulturzentrum „freiheit“ und einem Kulturcafé einiges zu bieten. Selbst Straßenmusikanten können im „Future-SG“ gebucht werden.
Doch bevor der Staat am Dienstag, den 27.02., unter der Schirmherrschaft des EU-Vizepräsidenten Rainer Wieland feierlich eröffnet wird, müssen in der kommenden Woche noch einige organisatorische Hürden genommen werden. Die erste Betriebssitzung mit Unterzeichnung der Arbeitsverträge und Erstellung der Schichtpläne steht genauso an, wie die Verteilung der Bürgerpässe mit eigener Bürger-ID und die Verbreitung der Bezahl-App „Fingerhut“, über die – von einigen Schülern innerhalb der Projektgruppe in monatelanger Arbeit programmiert – die bargeldlose Bezahlung im „Future-SG“ laufen wird – ganz im Zeichen der Zukunft!
Bericht: Ann-Kathrin Helfert