Aus dem Kinderzimmer nach Syrien

Cinéfête-Besuch der Klassen 10a und 10c des SG

Wie kann es sein, dass wohlbehütete Kinder dem IS auf den Leim gehen und von Frankreich aus in den Dschihad ziehen, um den Eltern einen Platz im Paradies zu sichern? Mit Fragen wie dieser beschäftigt sich der vielfach ausgezeichnete Film „Le ciel attendra“ (Der Himmel wird warten), den Schülerinnen und Schüler der Klassen 10a und 10c des Stromberg-Gymnasiums in der vergangenen Woche im Rahmen des französischen Jugendfilmfestivals „Cinéfete“ sehen durften. Gemeinsam mit ihren Französischlehrerinnen besuchten sie zum Abschluss der deutsch-französischen Woche das Lichtspieltheater Luna in Ludwigsburg, wo der Film in französischer Sprache gezeigt wurde.

Der Film beschäftigt sich mit der Radikalisierung zweier französischer Mädchen, die in den „Heiligen Krieg“ ziehen wollen. Indem die Perspektive zwischen der der Eltern, der Therapeutin und der Mädchen selbst wechselt, erhielten die Schülerinnen und Schüler beim Zuschauen Einblick in die Vielschichtigkeit des Themas und wurden gleichzeitig auf die hohe Gefahr einer Radikalisierung durch die ständige Verfügbarkeit und Verführungskraft der neuen Medien aufmerksam gemacht.

Besonders eindrucksvoll ist der Film auch gerade dadurch, dass Dounia Bouzar, die vor drei Jahren das französische Zentrum zur Prävention, Entradikalisierung und individueller Betreuung (CPDSI) mitbegründet hat, selbst im Film mitspielt und dem Ganzen somit zum Teil dokumentarischen Charakter verleiht. In den vergangenen Jahren hat das CPDSI über 1100 Jugendliche und deren Eltern betreut und durch ihr Deradikalisierungsprogramm begleitet. Das irritierende Szenario, das der Film entwirft, ist also erschreckend real.

Durch eine intensive Vor- und Nachbereitung des Films im Unterricht war es den Zehntklässlerinnen und Zehntklässlern möglich, sich diesem ernsthaften und anspruchsvollen Thema auch in der Fremdsprache zu nähern und es zu reflektieren. Neben dem Kinoerlebnis als typisch französischem Kulturereignis und dem sprachlichen Zugewinn war es vor allem der lebensweltliche Bezug, der die jungen Kinobesucher am stärksten beeindruckte. „Anspruchsvoll und aktuell, hat uns wirklich zum Nachdenken angeregt“, lautete beispielsweise das Fazit von Hanna aus der Klasse 10a. Trotz einiger bis zum Schluss offener Fragen enthielt der Film aus Sicht der Schülerinnen und Schüler damit etliche gewinnbringende Impulse für ihr eigenes Leben. „Außerunterrichtliche Veranstaltungen wie diese sind meiner Meinung nach unverzichtbar“, resümierte Referendarin Anna-Theresa Kräuter, „denn gerade heute hat man wieder gemerkt, dass die Jugendlichen dabei nicht nur fachlich dazulernen, sondern auch ihre ganz persönlichen Einstellungen und Grundsätze hinterfragen und zu reflektierten Persönlichkeiten heranreifen.“

Frau Hammel, Frau Förnzler, Frau Kräuter