„Der beste Konsum findet gar nicht erst statt“

Im Rahmen der Global Education Week, die vom 18.-26. November europaweit mit dem Ziel stattfand, Themen des Globalen Lernens in die Öffentlichkeit zu tragen, machten sich eine Handvoll engagierter Stromi-Schüler_innen auf den Weg ins Ökumenische Zentrum an der Universität Stuttgart, wo die Frage diskutiert wurde, ob „nachhaltiger Konsum“ nicht ein Widerspruch in sich ist.

„Im Sinne von Nachhaltigkeit ist der beste Konsum der, der erst gar nicht stattfindet“ – zu diesem Schluss kommt der Referent Tobi Rosswog von der Initiative „Bewegung für gelebte Utopie“. Aber Nullkonsum – wie soll das gehen?! Rosswog muss es wissen, er hat über zwei Jahre lang geldfrei gelebt und tut dies auch aktuell – weitestgehend.

Zum Beispiel Ernährung: „Global werden derzeit genug Lebensmittel produziert, um 16 Milliarden Menschen zu ernähren – auf der Erde leben weniger als die Hälfte, und trotzdem hungern Milliarden.“ So geht es Tobi Rosswog weniger darum, die Menschen dazu anzuregen, in erster Linie immer fair und bio zu kaufen, sondern sich vielmehr zu fragen: Was brauche ich wirklich? Und im Zweifel immer bereits Vorhandenes dem erst zu Produzierenden vorzuziehen. So waren die Backwaren, die an der Veranstaltung von der Initiative „Foodsharing“ für jedermensch kostenlos angeboten wurden, nicht aus bio-fairer Herstellung – dafür aber „gerettete Lebensmittel“, die ansonsten in den Müll gewandert wären.

Zum Beispiel Kleidung: 80 Kleidungsstücke kauft jede_r Bundesbürger_in im Schnitt pro Jahr. Etliche davon hängen nie oder kaum getragen in unseren Kleiderschränken und wandern irgendwann in die Altkleidersammlung und damit häufig in die Länder des Globalen Südens (wo sie überwiegend auch hergestellt wurden), wo sie die Preise auf den lokalen Märkten kaputtmachen. Tobi Rosswog kauft sich schon seit Jahren keine Kleidung mehr. Er besucht Kleidertauschpartys, wo jede_r diejenige Kleidung mitbringt, die er_sie nicht mehr benötigt, und das mitnimmt, was er_sie braucht. „Jedes Second-Hand-Kleidungsstück ist nachhaltiger als ein neu hergestelltes – auch wenn es biofair ist“, so Rosswog. Außerdem seien Kleidertauschpartys auch ein soziales Event: man nehme nicht nur Klamotten mit, sondern trete auch in Beziehung zu den Menschen, und am Ende habe jedes Kleidungsstück eine Geschichte.

Zum Beispiel Zeit: Je weniger Geld ich benötige, desto weniger Zeit muss ich in die Erwerbsarbeit stecken. Geldfrei – oder zumindest: geldfreier – leben, bedeutet automatisch auch, mehr Zeit zu haben. Zu entschleunigen. Für sich selbst. Für Kreativität. Dafür, sich Gedanken darüber zu machen, wie wir morgen leben wollen.

Am Ende machen sich die Besucher_innen mit einer Fülle neuer Impulse und Perspektiven – nicht zuletzt für das im Frühjahr anstehende Projekt „Schule als Zukunftsstaat“ – auf den Heimweg. Auch dieses Projekt wird am Ende ein Stück „gelebte Utopie“ gewesen sein.

Mehr über die Initiative Living utopia findet ihr unter www.livingutopia.org

Mehr zur Arbeit der Informationsstelle Bildungsauftrag Nord-Süd findet ihr unter www.informationsstelle-nord-sued.de

Mehr zum Thema Globales Lernen erfahrt ihr unter www.globaleslernen.de